Vecchi, Orazio

 

6. Dezember 1550 (getauft) in Modena - 19. Februar 1605,  war ein italienischer Komponist der Spätrenaissance. Er ist am bekanntesten für seine Madrigal-Komödien, insbesondere L'Amfiparnaso.

 

Er studierte bei Salvatore Essenga, einem dortigen Servitenmönch. Außerdem bereitete er sich mit frühzeitiger Ausbildung im Benediktinerkloster auf heilige Orden vor und nahm einige Zeit vor 1577 heilige Orden an. Ende der 1570er Jahre warer eng mit den Komponisten der venezianischen Schule verbunden (zum Beispiel Claudio Merulo und Giovanni Gabrieli ), da er mit ihnen zusammen eine Sestina für eine herzogliche Ehe verfasste.Während dieser Zeit begleitete er Graf Baldassare Rangoni auf seinen Reisen nach Bergamo und Brescia.

 

Zwischen 1581 und 1584 war er Maestro di Cappella (Musikdirektor) an derKathedrale von Salò. Danach war erbis 1586Chorleiter an der Kathedrale von Reggio Emilia. In diesem Jahr zog er nach Correggio, wo er zum Kanonikerder Kathedraleernannt wurde Kathedrale dort;Während seiner Zeit dort komponierte er reichlich, obwohl er sich von den großen Musikzentren Italiens wie Rom, Venedig, Florenz und Ferrara isoliert fühlte.Schließlich versuchte er dies zu korrigieren, indem er nach Modena zurückkehrte, wo er den Rang eines Mansionario erreichte (eines Priesters, der auch den Chor leitete).Er scheint in dieser Zeit erhebliche finanzielle Schwierigkeiten gehabt zu haben, auf die er in seinen Briefen und gelegentlich in seinen Kompositionen anspielte.

 

Im Jahr 1594 seine Madrigalkomödie, L'Amfiparnaso, uraufgeführt in Modena und wurde 1597 in einer reich bebilderten Ausgabe veröffentlicht.Im selben Jahr besuchte er Venedig, wo er eine Sammlung von Canzonette veröffentlichte. Darüber hinaus veröffentlichte er im selben Jahr eine große Menge anderer Musik, offensichtlich seine komplette Produktion der letzten 16 Jahre in Correggio und den anderen Städten.Eines der Stücke, die er veröffentlichte, war L'Amfiparnaso, seine bekannteste Komposition.

 

Herzog Cesare d'Este engagierte Vecchi 1598 als seinen Maestro di Corte, dh den Meister der Musik an seinem Hof, und Vecchi begleitete ihn 1600 nach Rom und Florenz.In Florenz hörte er Jacopo Peris Oper Euridice. Danach kehrte er nach Modena zurück, wo er bis zu seinem Tod 1605 in der Kathedrale diente.

 

Vecchi war bekannt für seine Madrigale, insbesondere für seine Gruppierung in einer neuen Form, der "Madrigalkomödie".Dies war eine leichte, beliebte und dramatische Unterhaltungsform des späten 16. Jahrhunderts, die manchmal als einer der Vorläufer der Oper angesehen wurde.

 

Darüber hinaus veröffentlichte Vecchi Bücher über Canzonette, eine leichtere Alternative zum Madrigal, die sich in ihrer Komplexität und Ernsthaftigkeit zwischen dem Madrigal und der Villanella befindet. Er komponierte auch ernsthafte Madrigale, allerdings nicht in der Menge von Komponisten wie Marenzio, sowie geistliche Musik.Insbesondere die geistliche Musik zeigt den Einfluss der venezianischen Schule, mit polychoraler Schrift sowie kontrastierenden Duple- versus-Triple-Time-Abschnitten.

Verdi, Giuseppe (Fortunino Francesco)

 

* 9. Oktober oder 10. Oktober 1813 in Le Roncole, Herzogtum Parma; † 27. Januar 1901 in Mailand, war ein italienischer Komponist der Romantik, der vor allem durch seine Opern berühmt wurde.

 

Verdi wurde in einfachen Verhältnissen (sein Vater Carlo war Gastwirt und Kleinbauer) im von napoleonischen Truppen besetzten Herzogtum Parma, im Ort Le Roncole geboren. Im Geburtsregister wurden Verdis Vornamen französisiert, und so wurde Verdi als „Joseph Fortunin François Verdi“ eingetragen. Verdis außergewöhnliches Talent fiel früh auf, und er erhielt vom Organisten im nahe gelegenen Busseto musikalischen Unterricht. 1823 wurde er mit Unterstützung eines musikverständigen Mäzens, des Kaufmanns Antonio Barezzi in Busseto, in das dortige Gymnasium aufgenommen. Bald vertrat er den Dorforganisten in der Kirche. Nachdem ihn das Konservatorium in Mailand 1832 abgelehnt hatte, wurde er – wiederum mit Barezzis Unterstützung – Privatschüler von Vincenzo Lavigna, einem Schüler von Paisiello. 1834 wurde er Organist und 1836 Musikdirektor in Busseto und heiratete Barezzis Tochter Margherita (die beiden Kinder aus dieser Ehe starben jeweils kurz nach der Geburt). In diesen Jahren studierte er intensiv nicht nur Kontrapunkt und die Grundlagen der Operngestaltung, sondern beschäftigte sich auch mit Politik und Literatur.

 

1838 ging Verdi erneut nach Mailand. Nach einem verschollenen, nicht zur Aufführung gelangten Erstling unter dem Titel Rocester oder Lord Hamilton wurde im November 1839 seine Oper Oberto, Conte di San Bonifacio mit Erfolg an der Mailänder Scala aufgeführt. Sein nächstes Werk, die komische Oper Un giorno di regno (1840) wurde ausgepfiffen, woraufhin Verdi, der neben dem Tod seiner Kinder auch den seiner Frau betrauerte, deprimiert beschloss, das Komponieren aufzugeben.

 

Nach über einem Jahr konnte ihn jedoch Merelli, der Direktor der Scala, zu einem weiteren Werk überreden: Nabucodonosor (1842; später Nabucco genannt). Diese Oper erwies sich als Sensationserfolg, und Verdi wurde auch international als „führender italienischer Opernkomponist“ anerkannt. Die Abigaille der Uraufführung, Giuseppina Strepponi (Taufnamen: Clelia Maria Josepha, 1815–1897), wurde später Verdis Lebensgefährtin und zweite Ehefrau. Seit dem Erscheinen der ersten Verdi-Biographien im letzten Drittel des 19. Jahrhunderts wird behauptet, das unter Fremdherrschaft leidende italienische Volk habe sich mit dem in der Oper zum Ausdruck kommenden Freiheitsstreben der in babylonischer Gefangenschaft gehaltenen Juden identifiziert. So sei der bekannte Chor Va pensiero, sull'ali dorate (deutsch Steig, Gedanke, auf goldenen Flügeln) eine Art Nationalhymne, ein Protest gegen Tyrannei und politische Willkür, gewesen. Dafür gibt es jedoch nach neueren Forschungen zur politischen Verdi-Rezeption im Risorgimento keine Belege.

 

In den folgenden sechs Jahren schrieb er für seinen Lebensunterhalt zunächst in rascher Folge Opern:
I Lombardi alla prima Crociata (Die Lombarden auf dem ersten Kreuzzug, 1843) und Ernani (1844), stellten sich als große Erfolge heraus; von den nächsten schafften es jedoch nur Macbeth (1847) und Luisa Miller (1849) in das Standardrepertoire der großen Opernhäuser. In dieser Zeit arbeitete er sehr viel und gefährdete ernsthaft seine Gesundheit. Sein erklärtes Ziel war, genügend Mittel zu erwirtschaften, damit er sich früh als Gentleman auf ein Landgut zurückziehen könne – am besten in Sant’Agata nahe Roncole.

 

La battaglia di Legnano (Die Schlacht von Legnano, 1849) war Verdis glühende Antwort auf den „Risorgimento“, die Einheitsbewegung der Italiener, die dem Revolutionsjahr 1848 folgte; dieses Eifersuchtsdrama spielt vor dem geschichtlichen Hintergrund des Sieges der Liga der lombardischen Städte über Friedrich Barbarossa.

 

Nach dem Stiffelio (1850), der den Ehebruch einer evangelischen Pfarrersfrau thematisiert, folgten Rigoletto (1851), Il Trovatore (Der Troubadour, 1853) und La Traviata (1853). Diese sog. trilogia popolare (populäre Trilogie) gilt als ein Höhepunkt in Verdis Schaffen und markiert den Durchbruch einer musikästhetischen Konzeption, die sich erstmals im Realismus des Macbeth angekündigt hatte. Sie festigte Verdis internationalen Ruhm und gehört noch heute weltweit zu den beliebtesten Opern.

 

Bei der Wahl seiner literarischen Vorlagen legte er hohe Maßstäbe an, ein Zeichen, dass seine Privatstudien in den dreißiger Jahren Früchte getragen hatten. Victor Hugo lieferte ihm die Vorlage für Ernani und Rigoletto, Shakespeare für Macbeth, Lord Byron für I due Foscari (Die beiden Foscari) und Il corsaro (Der Korsar), Voltaire für Alzira, und Friedrich Schiller für Giovanna d’Arco nach dem Drama Die Jungfrau von Orléans, I masnadieri (Die Räuber) nach dem gleichnamigen Stück und schließlich Luisa Miller nach Kabale und Liebe. Auch Shakespeares King Lear beschäftigte ihn mehrfach in den folgenden Jahren, ohne dass es zu einer Komposition kam.

 

Nachdem Verdi 1847 in Paris anlässlich der Aufführung von Jérusalem (eine Überarbeitung der Lombardi) die Sängerin Giuseppina Strepponi (die Abigaille in der Uraufführung von Nabucco) wiedergetroffen hatte, verliebten sie sich und zogen bald zusammen. Diese Verbindung stieß vor allem in Busseto auf erheblichen Widerstand. Erst 1859 entschlossen sich Verdi und Strepponi zur Heirat.

 

Nach der Vereinigung Italiens ließ er sich 1861 von Graf Cavour zur Kandidatur für die Abgeordnetenkammer überreden, trat jedoch bald wieder zurück. Verdi war nun zur internationalen Berühmtheit geworden und arbeitete für die Pariser Oper (wo er mit Les vêpres siciliennes 1855 Giacomo Meyerbeer herausforderte), das Mariinski-Theater in St. Petersburg und die Weltausstellung in London, wo Verdis Inno delle nazioni (Hymne der Völker) auf einen Text des jungen Arrigo Boito) zur Uraufführung gelangte. Zu den in diesen Jahren komponierten Opern zählen Simon Boccanegra (1857), Aroldo (1857) als Neufassung des Stiffelio, Un ballo in maschera (Ein Maskenball, 1859), La forza del destino (Die Macht des Schicksals, 1862) und Don Carlos (1867). Hier zeigen sich seine Meisterschaft in der Melodieführung, neugewonnene Freiheit bei Rezitativen und Arien, stärkere Betonung der Rolle des Orchesters als in seinem Frühwerk, und in der musikalischen Gestaltung der Charaktere. Die Tiefe in der Charakterisierung – gerade der Frauenrollen – ist wohl auf seine Beziehung zu Giuseppina Strepponi zurückzuführen, die diesem zweifellos schwierigen Mann jederzeit bedingungslos zur Seite stand. In diesen Zeiten hatte Verdi immer wieder Schwierigkeiten mit der Zensur, die etwa einen Anschlag auf einen König (Rigoletto, Maskenball) als gefährlich ansah, und umfangreiche Änderungen in der Dramaturgie erzwang. Während die für Paris komponierte Oper Les vêpres siciliennes (Die sizilianische Vesper) in Italien wegen der Eingriffe der Zensur nur ein mäßiger Erfolg war, konnte er mit Don Carlo seinen Rivalen Meyerbeer überflügeln. Danach zog er sich zunächst vom Komponieren zurück. Allerdings überarbeitete er 1869 die für das Publikum in St. Petersburg geschriebene La forza del destino für italienische Bühnen. Er hatte seine Honorare konsequent in sein Landgut Sant'Agata investiert und war mittlerweile finanziell unabhängig.

 

Im November 1869 wurde das Kairoer Opernhaus mit Verdis Rigoletto eingeweiht und wenige Tage später der Suezkanal eröffnet. Der ägyptische Vizekönig Ismail Pascha wünschte sich für die folgende Saison eine neue Oper von Verdi für sein Opernhaus. Doch erst im Juni 1870 stimmte Verdi zu. (Die Aida ist also weder für die Eröffnung des Kairoer Opernhauses noch für die des Suezkanals komponiert worden.) Die Uraufführung fand 1871 in Kairo statt. Es war ein rauschender Erfolg, denn Aida war ein Werk aus einem Guss. Verdi hatte seinem Librettisten Antonio Ghislanzoni ein detailliertes „Drehbuch“ vorgegeben und sogar auf die verwendeten Versmaße Einfluss genommen. 1873 komponierte er zum ersten Todestag des Schriftstellers und Freundes Alessandro Manzoni sein bedeutendstes Werk außerhalb des Bühnenschaffens, die Messa da Requiem. Bereits vorher schrieb er das Streichquartett e-Moll.

 

Danach betrachtete Verdi – enttäuscht vom Ausbleiben eines durchgreifenden sozialen Fortschritts in Italien – sich als Rentier und verwendete beträchtliche Zeit und Energie in die Erweiterung und Verbesserung seines Landgutes in Sant’Agata. In dieser Phase errichtete er auch die „Casa di Riposo per Musicisti“, ein Altenheim für ehemalige Musiker in Mailand . 1874 wurde Verdi zum Senator des Königreichs Italien ernannt.

 

Sein Verleger Giulio Ricordi allerdings wollte sich mit dem Erreichten nicht zufriedengeben; er arrangierte eine Zusammenarbeit mit dem inzwischen als Schriftsteller und Komponist berühmt gewordenen Arrigo Boito. So kam es, dass Verdi im Alter von über 70 Jahren seine wohl reifsten Opern schrieb. Als Test überarbeitete Boito – erfolgreich – das Libretto von Simon Boccanegra (die Oper wird noch heute in dieser Fassung aufgeführt). Nach langen Verzögerungen entstand dann 1887 Otello zu einem Libretto von Boito nach Shakespeares Tragödie. 1893 folgte als letzte Oper Falstaff, deren Libretto gleichfalls Boito nach der Vorlage Shakespeares verfasst hatte. Sie wurde in der Mailänder Scala uraufgeführt und gilt vielen als bedeutendste komische Oper überhaupt. Ihr durchschlagender Erfolg war in gewisser Weise ein Ausgleich für das Fiasko, das Verdi ein halbes Jahrhundert vorher mit Un giorno di regno an demselben Haus erlebt hatte. Er komponierte noch zwei geistliche Chorwerke, das Te Deum (1895) und Stabat mater (1897), die 1898 zusammen mit einem früher entstandenen Ave Maria und den Laudi alla Vergine Maria als Quattro pezzi sacri (Vier geistliche Stücke) uraufgerührt wurden.

 

1897 verstarb seine Frau nach langer Krankheit. Am Vormittag des 21. Januar 1901, kurz nach dem Besuch des Arztes, erlitt Verdi eine Blutung im Bereich der Capsula interna, die zu einer Lähmung der rechten Körperhälfte führte. Nach schwerem Todeskampf starb Verdi am frühen Morgen des 27. Januar 1901.

Villa-Lobos, Heitor

 

* 5. März 1887 in Rio de Janeiro; † 17. November 1959 Rioi de Janeiro, war ein brasilianischer Komponist, Cellist, Gitarrist und Dirigent. Er ist der populärste und auch international bekannteste Komponist klassischer Musik seines Landes.

 

Villa-Lobos erhielt mit sechs Jahren ersten musikalischen Unterricht bei seinem in der Tijucagegend von Rio de Janeiro wohnhaften spanischstämmigen Vater Raul (1862–1899), einem mit Heitors Mutter Noemia verheirateten Bibliothekar an der brasilianischen Nationalbibliothek und Laienmusiker, der ihn das Cellospiel lehrte. Der Cellounterricht wurde später bei dem Cellisten Benno Niederberger fortgeführt. Bei Reisen seiner Familie ins Landesinnere lernte er früh die brasilianische Folklore kennen. In Rio de Janeiro waren es die Choros, die seine Aufmerksamkeit fanden, ein typisch brasilianisches Musikgenre, das von den Chorões genannten lokalen Ensembles für Unterhaltungsmusik gespielt wurde. Nach dem frühen Tode seines Vaters arbeitete er als Cellospieler in Kaffeehäusern und an kleinen Theatern, um 1900 entstanden erste Kompositionen.

 

Die Meinungen über die Reisen des Komponisten durch Brasilien und die angrenzenden Staaten gehen auseinander, vor allem da Villa-Lobos selbst widersprüchliche und sehr unwahrscheinliche Angaben macht. Sicher ist, dass er durch seine Mitwirkung bei Wandertheatern einige nordöstliche Bundesstaaten Brasiliens besuchte und dort die vollständig andere Atmosphäre des ländlichen Brasiliens kennenlernte. Im Gegensatz zu landläufiger Meinung führte Villa-Lobos auf diesen Reisen aber keine systematische Sammlung von Volksliedern durch. Das wenige originale Material, das der Komponist in späteren Werken verwendet, stammt wahrscheinlich aus der Sammlung des Forschers Edgar Roquette-Pinto oder ist anderen Publikationen entnommen. Seine eher unzulänglichen musiktheoretischen Kenntnisse versuchte Villa-Lobos durch Privatunterricht bei Agnello Franca zu erweitern.

 

Ein einschneidendes Ereignis für Villa-Lobos’ musikalische Entwicklung war 1913 – neben der am 12. November stattgefundenen Verheiratung mit Lucilia Guimarães (1894–1966) – der Besuch der Ballets Russes unter der Leitung von Michel Fokine, durch den er erstmals mit den französischen Impressionisten und verschiedenen russischen Komponisten in Berührung kam. Ähnlich prägend war der erneute Besuch des Ballets im Jahre 1917, bei dem Werke von Igor Strawinski auf dem Programm standen. Die erste öffentliche Aufführung seiner Kompositionen fand im Jahre 1915 statt. Einen begeisterten Befürworter seiner Musik fand er in Artur Rubinstein, der 1917 während einer Tournee in Brasilien die Musik von Villa-Lobos hörte. Ihm hat Villa-Lobos das 1927 uraufgeführte Stück Rudepoema gewidmet. Eine Freundschaft entwickelte sich auch zu Darius Milhaud, der sich zu dieser Zeit in Brasilien aufhielt.

 

1923/24 verbrachte Villa-Lobos mit einem Staatsstipendium ein Jahr in Paris, wo er wichtige neue Eindrücke aufnahm, Andrés Segovia kennenlernte und, zurück in seinem Heimatland, einige seiner bedeutendsten Werke schrieb. Von 1927 bis 1930 folgte ein zweiter Parisaufenthalt. In dieser Zeit erreichte er als erster lateinamerikanischer Komponist auch internationale Bekanntheit.

 

Nach der Rückkehr nach Brasilien wurde er 1930 Direktor der Academia brasileira de musica und arbeitete ab 1932 für die Regierung Pläne für den Musikunterricht aus. Damit begann auch seine Karriere als bedeutender Musikpädagoge, der die Musikerziehung in seinem Land nachhaltig prägte.

 

Ein weiterer Schritt zu internationalem Erfolg war der erste Besuch des Komponisten in den USA anlässlich eines Konzerts mit dem Janssen Symphony Orchestra in Los Angeles im November 1944. Ab da hielt sich Villa-Lobos bis zu seinem Tod jedes Jahr in den USA auf, wo er als Gastdirigent die renommiertesten Orchester leitete. In dieser Zeit wurde der Großteil seiner Werke aufgenommen, u. a. mit dem Louisville Symphony Orchestra unter Robert Whitney. Für dieses Orchester schrieb Villa-Lobos die Orchesterwerke Erosão und Alvorada na floresta tropical, die 1951 und 1954 uraufgeführt wurden. Seit 1943 war er Ehrenmitglied der American Academy of Arts and Letters.

 

1959 verstarb Villa-Lobos in seiner Wohnung in der Rua Araújo Porto Alegre 56 im Zentrum von Rio de Janeiro an Krebs. Sein Grab befindet sich auf dem Cemitério de São João Batista. Schon zwei Jahre nach seinem Tod wurden alle seine Werke im Museu Villa-Lobos, das am 22. Juni 1960 in Rio de Janeiro durch Ministererlass gegründet wurde, gesammelt und aufbewahrt. Von 1961 bis zu ihrem Tod 1985 war Villa-Lobos’ zweite Ehefrau, Arminda, Direktorin des Museums. Ihr folgten die Pianistin Sônia Maria Strutt (1985–1986) und der brasilianische Gitarrist Turibio Santos (seit 1986).

 

Villa-Lobos hat mehr als 1.000 Kompositionen in allen traditionellen Formen (Oper, Orchestermusik, Kammermusik, Vokalmusik) geschrieben, unter anderem zwölf Sinfonien, fünf Klavier-, zwei Cellokonzerte und je ein Gitarren-, Harfen- und Mundharmonikakonzert, 17 Streichquartette und drei Klaviertrios. Seine Werke für Gitarre (Villa-Lobos spielte selber auch Gitarre) gehören zum Standardrepertoire für Solisten dieses Instruments.

Vivaldi, Antonio

 

* 4. März 1678 in Venedig; † 28. Juli 1741 in Wien, war ein venezianischer Komponist und Violinist sowie katholischer Priester.

 

Vivaldi wurde 1678 in Venedig geboren. Sein Vater war Barbier und spielte im Orchester der Kathedrale von San Marco Violine. Sein Leben lang hatte Vivaldi gesundheitliche Probleme. Er litt an einer chronischen Krankheit, wahrscheinlich Herzschwäche oder einer Form von Asthma. Sein musikalisches Talent trat früh hervor. Schon als Kind sprang er gelegentlich im Orchester von San Marco für seinen Vater ein. Hier geriet er auch in den Zauberbann venezianischer Musik, die ihn später bei seinen eigenen Kompositionen so sehr beeinflussen sollte.

 

Im Alter von 14 Jahren trat Vivaldi in die Priesterlaufbahn ein, für die ihn der Vater bestimmt hatte. Mit 25 wurde er zum Priester geweiht. Zu seinen Hauptpflichten gehörte das Zelebrieren der Messe, wobei er jedesmal fast eine Stunde lang singen musste. Wegen seiner Erkrankung gab er diese Tätigkeit nach einem Jahr wieder auf.

 

Von weitaus größerem Interesse war für ihn seine Tätigkeit als Violin-Lehrer am Ospedale della Pietà in Venedig, in dem verwaiste und unehelich geborene Mädchen erzogen wurden. Vivaldi brachte ihnen das Geigenspiel bei. Er komponierte auch neue Stücke, die die Mädchen einmal die Woche bei ihren Konzerten vortrugen. Wahrscheinlich sicherte ihm seine Priesterwürde diese Tätigkeit, da man von einem Priester erwartete, dass er die Grenzen der Schicklichkeit wahrte.

 

Vivaldi verbrachte 12 glückliche Jahre am Ospedale. Den jungen Mädchen gefiel seine galante, charmante Art, und da von Natur aus extrovertiert, genoss Vivaldi seinerseits die Aufmerksamkeit, die ihm entgegengebracht wurde. Der Spitzname "Roter Priester" passte nicht nur zu seiner Haarfarbe, sondern auch zu seinem sprühenden Temperament. Die Konzerte, bei denen er seine Kompositionen dirigierte, waren musikalische Höhepunkte im venezianischen Kulturleben. Kaum ein Besucher der Stadt ließ sich ein Vivaldi-Konzert entgehen.

 

Während dieser Zeit wurde Vivaldi sich seines steigenden Ansehens bewusst und beschloss, daraus Kapital zu schlagen. Als erstes suchte er sich einen Verleger in Amsterdam, der über bessere Druckmöglichkeiten von Noten verfügte als die Venezianer. Das bedeutete: Er konnte seine Werke besser verkaufen und mehr Geld verdienen.

 

Außerdem begann er, Opern zu schreiben. Seine erste Oper "Ottone in Villa" führte er 1713 auf. Schon bald komponierte er Opern für Theater-Direktoren im ganzen Nordosten Italiens. Die langen Abwesenheiten verärgerten seine Arbeitgeber am Ospedale. 1723 wurde ein Abkommen getroffen: Es gab Vivaldi die Freiheit, an Opern zu arbeiten, vorausgesetzt, er liefere in Venedig zwei Konzerte im Monat ab und überwache ihre Aufführungen.

 

Vivaldi arbeitete schnell. Für ein Concerto brauchte er einen Tag, eine Oper schaffte er in einer Woche. Er verdiente viel Geld und gab viel aus. Deshalb sah er sich nach weiteren Verdienstquellen um und beschloss, dass es lukrativer sei, Abschriften der Noten direkt zu verkaufen, als über seinen Verleger. Als Preis berechnete er eine Guinee pro Concerto, umgerechnet etwa 150 Euro.

 

Den Kirchenvätern wurde die allzu weltliche Einstellung Vivaldis bald suspekt. Als Priester wurde von ihm erwartet, in einem reinen Männerhaushalt zu leben. Seine Krankheit bot ihm den idealen Vorwand, eine Schwester zu seiner Pflege einzustellen. Außerdem machte er Anna Giraud, eine bekannte Sopranistin, und ihre Schwester zu seinen Begleiterinnen. Es gab Gerüchte, aber ein Verhältnis konnte ihm nicht nachgewiesen werden.

 

1737, im Zuge einer Kampagne gegen den Sittenverfall im Klerus, verbot ihm der Erzbischof von Ferrara, die Stadt zu betreten. Hier sollte er die musikalische Leitung während der Opernsaison innehaben. Als Gründe wurden Vivaldis Weigerung, die Messe zu zelebrieren, und seine Beziehung zu Anna Giraud angeführt. Der 59jährige bestritt jegliches unziemliche Verhalten und brachte zur Verteidigung seine Krankheit vor, ohne Erfolg.

 

Von nun an nahm sein Ansehen rasch ab. Bis 1740 hatte sich der venezianische Geschmack geändert. Vivaldis Musik war aus der Mode gekommen. Er ging nach Wien in der Hoffnung, den österreichischen Kaiser für neue Aufträge zu gewinnen, erhielt aber kaum Beachtung. Alt und krank starb er am 28. Juli 1741 in Wien. Er hatte zuletzt in sehr ärmlichen Verhältnissen gelebt und wurde mit einem Armenbegräbnis beigesetzt.

 

Trotz der überragenden Qualität seines Werkes - das über 450 Concerti und 45 Opern umfasst - und Vivaldis Bestrebungen, es zu verbreiten, wurde nur ein Bruchteil zu seinen Lebzeiten veröffentlicht. Die meisten Kompositionen wurden nach seinem Tod entdeckt, viele erst in den zwanziger Jahren dieses Jahrhunderts bekannt.

Vollertsen, Götz

 

Götz Vollertsen, geb. 1958, ist Gitarrist, Pianist und Komponist. Er studierte am Hamburger Konservatorium bei Peter Mc Aven und Prof. Bernd Ahlert, mit dem Abschluß als Diplom-Musiklehrer.

 

Kompositionunterricht erhielt Götz Vollertsen u.a. von Thomas Jahn, Prof. Hans Georg Lotz und Prof. Einfeld.

 

1997 erhielt er einen Kompositionsuftrag für ein Zupforchesterwerk, das vom Hamburger Mandolinen-Orchester uraufgeführt wurde. Er lebt als freischaffender Künstler in der Nähe von Hamburg.

 

Von seinen zahlreichen Kompositionen für Gitarre und verschiedene Gitarrenensembles sind Ralf Jarchow und im Verlag Trekel, Hamburg erschienen.