Zupforchester?
Was ist das?
Hamburg, Bremen und Schleswig-Holstein
Der Mandolinen-Stammbaum
Geschichte und Entstehung
Mandolinen-Modelle
Mandoline in der Kunst
rund um die Mandoline
Historische Zupfmusik Zeitschriften
Sáinz de la Maza (y Ruiz), Regino
* 7. September 1896 in Burgos; † 26. November 1981 in Madrid, war ein spanischer Gitarrist, Komponist und Musikpädagoge. Er gilt als einer der bedeutendsten Gitarristen des 20. Jahrhunderts.
Regino Sáinz de la Maza bekam mit 10 Jahren seine erste Gitarre. Er wurde anfangs von Eugenio Rodríguez Pascual unterrichtet. 1910 zog seine Familie nach San Sebastián, wo er bei Luis de Soria lernte. In Bilbao wurde er vom Tárrega-Schüler Hilarión Leloup ausgebildet. Später zog er nach Barcelona und freundete sich mit Miguel Llobet und Andrés Segovia an. In Madrid wurde er Schüler von Daniel Fortea.
1920 spielte er zum ersten Mal in Madrid und gab ein Jahr danach über 90 Konzerte in Südamerika. Er erhielt von der Universidad de Buenos Aires eine Goldmedaille. Sein Freund Antonio José komponierte für ihn und mehrere Konzerte in Frankreich, Deutschland und Großbritannien folgten. 1930 heiratete er die Tochter des Schriftstellers Concha Espina. 1935 wurde er Professor für Gitarre am Madrider Konservatorium. Am 9. November 1940 spielte er in Barcelona erstmals öffentlich das ihm von Joaquín Rodrigo gewidmete Concierto de Aranjuez, welches unter César de Mendoza Lassalle prämiert wurde. Im selben Jahr führte er das Werk unter Jesús Arámbarri erneut auf.
1955 veröffentlichte er das Buch La Guitarra y su historia. 1958 wurde er Mitglied der Real Academia de Bellas Artes de San Fernando. Am 24. Mai 1958 ernannte ihn die Stadt Burgos zum Ehrenbürger. Sein jüngerer Bruder Eduardo Sáinz de la Maza (1908–1982) war ebenfalls Gitarrist, Komponist (etwa der Suite Platero y yo) und Schüler von Daniel Fortea.
Salieri, Antonio (Anton)
* 18. August 1750 in Legnago, Italien; † 7. Mai 1825 in Wien, war ein italienisch-österreichischer Komponist der Klassik, Kapellmeister und Musikpädagoge. Salieri galt lange Zeit zu Unrecht als minderbegabter Neider Wolfgang Amadeus Mozarts.
Antonio Salieri wurde in eine wohlhabende Kaufmannsfamilie hineingeboren. Schon früh lernte er Violine, Cembalo und Gesang bei seinem Bruder Francesco, der von Giuseppe Tartini unterrichtet wurde, sowie beim Domorganisten von Legnago, Giuseppe Simoni, der ein Schüler Padre Giovanni Battista Martinis gewesen war. Nach dem frühen Tod seiner Eltern ging Salieri nach Padua, später nach Venedig, wo er bei Giovanni Pescetti im Generalbass und dem Tenor Ferdinando Pacini im Gesang unterrichtet wurde.
1766 traf Salieri dort auf Florian Leopold Gassmann, der ihn einlud, mit ihm an den kaiserlichen Hof nach Wien zu kommen und ihn – basierend auf dem berühmten Lehrbuch Gradus ad Parnassum von Johann Joseph Fux und den Istituzioni harmoniche von Gioseffo Zarlino – in Komposition unterrichtete. Bei den Kammermusiken Kaiser Josephs II. eingeführt, lernte er 1767 den berühmten Dichter Pietro Metastasio kennen, der ihn in der Deklamation schulte, und 1769 Christoph Willibald Gluck, der ihm Zeit seines Lebens ein Gönner und Freund war. Salieri blieb für den Rest seines Lebens in Wien; im Oktober 1774 heiratete er Theresia Helferstorfer (eine Cousine der Pianistin Josepha Barbara Auernhammer), die ihm zwischen 1777 und 1790 acht Kinder gebar.
Nach Gassmanns Tod 1774 wurde Salieri kaiserlicher Kammerkomponist und Kapellmeister der italienischen Oper. Nachdem diese 1776 zugunsten des vom Kaiser protegierten Deutschen Nationalsingspiels geschlossen worden war, nutzte Salieri die Gelegenheit zu einer längeren Italienreise und machte sich mit großem Erfolg in Mailand (s. L'Europa riconosciuta), Venedig (s. La Scuola de' gelosi), Rom und Neapel bekannt. 1780 kehrte er schließlich nach Wien zurück, wo er 1781 mit dem Rauchfangkehrer seinen eigenen Beitrag zum deutschen Singspiel beisteuerte. Eine weitere Reise führte Salieri Anfang 1782 nach München, wo er im Auftrag des Kurfürsten Karl Theodor die Oper Semiramide mit großem Erfolg auf die Bühne brachte. Mit der Wiedereröffnung der italienischen Oper in Wien im Jahre 1783 nahm Salieri dort seine Tätigkeit als Kapellmeister wieder auf. Unterbrochen wurde diese Arbeit nur von den beiden triumphalen Parisreisen 1784 (s. Les Danaïdes) und 1786/87 (s. Tarare). Nach seiner Rückkehr und dem außerordentlichen Erfolg von Axur, Re d'Ormus wurde Salieri 1788 als Nachfolger von Giuseppe Bonno zum Kapellmeister der kaiserlichen Hofkapelle ernannt. Dieses Amt übte er bis zum Jahre 1824 aus. Aufgrund der vielen Verpflichtungen und der großen Verantwortung, die dieser Posten mit sich brachte, ging Salieris Opernproduktion merklich zurück. Große Erfolge konnte er noch einmal mit Palmira, Regina di Persia (1795) und Falstaff ossia Le tre burle (1799) verbuchen. Seinen Abschied von der Bühne gab Salieri 1804 mit der deutschen Oper Die Neger, die eher kühl aufgenommen wurde, danach widmete er sich beinahe ausschließlich der Kirchenmusik. Neben seiner aufzehrenden Tätigkeit als Hofkapellmeister verpflichtete sich Salieri noch zu zahlreichen weitern Ämtern: Von 1788 bis 1795 war er Präsident, danach Vizepräsident der Tonkünstler-Societät, deren Konzerte er noch bis 1818 leitete. Ab 1817 war er Oberleiter der Wiener Singschule und saß 1823 im Gründungskomitee des Konservatoriums der Gesellschaft der Musikfreunde. Dadurch erwarb er sich große Verdienste für die Musik in Wien.
Nachdem sich Salieri bis zum 70. Lebensjahr – mit einigen wenigen Ausnahmen – bester Gesundheit erfreut hatte, begann ab etwa 1821 ein kontinuierlicher Abbau seiner körperlichen und geistigen Kräfte. Im Oktober 1823 trat eine Lähmung der Beine ein, weshalb man Salieri ins Wiener Allgemeine Krankenhaus einliefern musste. Nach längerem Leiden wieder zu Hause in der Seilergasse N° 1088, erhielt er am 7. Mai 1825 die heiligen Sterbesakramente und verschied um 20 Uhr „am Brand der Alten“, wie es das Totenbeschauprotokoll des Wiener Magistrats verzeichnet und wie es auch die Totenliste für den 7. Mai der Wiener Zeitung vom 14. Mai 1825 referiert[2]; in der Sprache der damaligen Zeit war „Brand“ die Bezeichnung für eine Gangrän bzw. eine arterielle Verschlusskrankheit.
Antonio Salieri wurde auf dem Matzleinsdorfer katholischen Friedhof – dem heutigen Waldmüllerpark – beerdigt, 1874 exhumiert und am Wiener Zentralfriedhof beigesetzt. Zu seiner Trauerfeier wurde sein bereits 1804 für sich selbst komponiertes Requiem in c-Moll zum ersten Mal aufgeführt.
Sammartini, Giovanni
1700 oder 1701 in Mailand; † 15. Januar 1775, war zu Lebzeiten der maßgebliche Komponist seiner Heimatstadt.
Er war Kapellmeister an mehreren Kirchen Mailands und beeinflusste mit seinem Stil Christoph Willibald Gluck, den er 1736 bis 1741 unterrichtete.
Gegen Ende seines Lebens, in den Jahren 1770 und 1771 erlebte er die Auftritte Wolfgang Amadeus Mozarts in Mailand auf dessen erster Italienreise bei dessen Versuch, in Mailand eine dauerhafte Anstellung zu finden.
Sammartini schrieb mehr als 70 Sinfonien und war damit einer der bedeutendsten Vertreter der frühen Form dieser Musikgattung. Darüber hinaus verfasste er Concerti grossi, Kirchenmusik, drei Opern, Sonaten, Streichquartette und Streichquintette.
Sanz, Caspar
(eigentlich, Francisco Bartolomé Sanz Celma)
* 4. April 1640 in Calanda; † 1710 in Madrid, war ein spanischer Komponist und Gitarrist des Barock .
Er studierte Musik, Theologie und Philosophie an der Universität Salamanca. Gitarre lernte er in Neapel, wo er am königlichen Hof als Organist tätig war. 1674 veröffentlichte er das erste bedeutende Lehrwerk für Barockgitarre, die „Instrucción de música sobre la guitarra española y métodos de sus primeros rudimentos hasta tañer con destreza“, das er später noch zweimal ergänzte. Das Werk lehrt Musiktheorie und Spieltechniken und enthält etwa 90 Arrangements spanischer Tänze und italienischer Melodien.
1954 schrieb der spanische Komponist Joaquín Rodrigo auf Anregung des Gitarristen Andrés Segovia die in der Folge sehr erfolgreiche „Fantasia para un gentilhombre“ für Gitarre und Orchester über Themen von Sanz, die dieser für seinen Schüler Juan José de Austria komponiert hatte, einen unehelichen Sohn Philipps IV.
Sartori, Giacomo
Geboren in Ala am 8.3.1860, gestorben in Trient am 25.3.1946
Komponist, Organist, Musikkapellenmeister, Orchesterdirektor. Sohn von Domenico, Barbier, und Edvige Lutteri. Er sollte die Arbeit des Vaters übernehmen, aber er begann das Mandolineninstrument als Autodidakt zu spielen. Seine erste Komposition wurde im Alter von 18 Jahren geschrieben. Im März 1898 folgte die Einschreibung in die "Musikgesellschaft von Ala" als
"Geige-Lehrling". Er vertiefte seine Musikkentnisse in Rovereto, Schüler von Tito Brogialdi für Geige und Giovanni Tosa für Komposition. In Ala, wo er lebte, in kurzer Zeit wurde er der Beleber der lokalen Musikszene. Er dirigierte des öfteren die Musikkapelle als Ersatzdirigent und leitete auch die Musikschule der Stadtkapelle. Er war auch als Orgelspieler in der Pfarrkirche tätig.
Die erste bekannte Aufführung ist vom 26. Januar 1888 im Saal der "Filarmonica" in Ala, als Geigespieler im Phantasiestück "Roberto il Diavolo" von G. Meyerbeer mit Lorenzo Freilich am Piano. 1889 heiratete er Elvira Wagmeister aus Eppan und in kurzer Zeit erweiterte sich seine Familie, dank der Geburt von vier Söhnen. Während des ersten Weltkrieges lebte er als Flüchtling in Verona, wo er als erste Geige bei Symphoniekonzerte tätig war. Nach dem Krieg kehrte er nicht mehr nach Ala zurück, sondern er übersiedelte zur Tochter nach Trient und wo er sich nur der Musik widmete. Bis 1938 dirigierte er anstelle von Maestro Vigilio Kirchner das Mandolinenorchester "Club Armonia". Das Orchester spielte in vielen Ortschaften der Region Trentino-Südtirol und auch in anderen Städten Italiens. Genauer Kenner der Zupfinstrumente, begann er Musickstücke für Mandolinen und Gitarren zu schreiben (alleine, Quartett oder für Orchester), die insbesondere in der Turineser Zeitschrift "Il Mandolino" von 1894 bis 1939 und im Mailänder "Mandolinista Italiano" veröffentlicht wurden. Mit seinen Werken, die sieben internationale Preise gewonnen haben, wurde er in kurzer Zeit weltberühmt. Viele ausländische Mandolinenensembles trugen seinen Namen, wobei er auch als "Lehar der Mandoline" genannt wurde. Seine Musickstücke waren für Amateurensembles und - Orchester gedacht, die insbesondere bis zum zweiten Weltkrieg europaweit tätig waren. Die Stücke sind intim mit der italienischen Tradition der volksmelodischen Musik verbunden (Elegien und Serenaden), leicht und tanzgeeignet und sofort zu genießen. Berühmt im Trentino ist der "Inno a Katzenau", weitere Hymne wurden für den "Veloce Club", den "Club Armonia" und, bereits im Jahr 1900, für die Finanzwache in Verona ("L'inno al finanziere") geschrieben. Als Hommagezeichen hat ihm die Stadt Ala das Stadttheather gewidmet.
Scarlatti, (Giuseppe) Domenico
(aka Domingo Escarlate (portugiesisch) oder Domingo Escarlatti (spanisch)
* 26. Oktober 1685 in Neapel; † 23. Juli 1757 in Madrid, war ein italienischer Komponist und Cembalist. Seine Hauptbedeutung liegt in den Sonaten für Cembalo, die zum Originellsten ihres Genres im 18. Jahrhundert zählen.
Wie wohl kein anderer bedeutender Komponist hat sich Domenico Scarlatti auf eine bestimmte Form und ein Instrument konzentriert, die einsätzige Sonate für Cembalo. In dieser Kleinform aber hat er eine Welt für sich geschaffen. In zwei repräsentativen Reihen mit jeweils 15 Bänden hat er insgesamt 496 Kompositionen dieser Gattung gesammelt. Insgesamt zählt die heutige Forschung 555 Sonaten von Scarlattis Hand.
Scarlatti wurde in Neapel geboren. Er stammt aus einer verzweigten Musikerdynastie, in der sein Vater Alessandro als ein führender Meister seiner Generation herausragte. Über Domenico Scarlattis Jugend und Ausbildung ist kaum etwas bekannt. Im Alter von 15 Jahren konnte er aber bereits seine erste Stellung an einer neapolitanischen Kirche antreten. Gleichzeitig mehrte sich sein Ruhm als Cembalist. In dieser Zeit zielte Scarlatti vor allem auf die damals wichtigste Gattung, die Oper, und auf Ämter an großen Kirchen.
Nach Stationen in Venedig und an der Peterskirche in Rom trat Scarlatti dann 1719 als Hofkapellmeister in den Dienst des Königs von Portugal ein. Er übersiedelte nach Lissabon und war nun auch als Lehrer der musikalisch begabten königlichen Familie tätig. Als die Tochter des Königs 1728 den spanischen Thronfolger heiratete, folgte ihr Scarlatti nach Madrid. Bis zu seinem Tode lebte er am spanischen Hof und erfreute sich großer künstlerischer Freiheiten. 1738 machte die erste Publikation von 30 Sonaten seinen Namen in ganz Europa bekannt. 1752 begann Scarlatti dann, sein Lebenswerk zu sichten und in den erwähnten Manuskriptreihen niederzulegen. Diese Arbeit war weit gediehen, als er im Juli 1757 in Madrid starb.
Schaller, Erwin
* 9.2.1904 Linz, † 20.12.1984 Wien. Komponist, Gitarrist, Musikpädagoge. Studierte an der Wiener MAkad. Violine bei F. Mairecker, Komposition bei R. Stöhr und Fr. Schmidt sowie Gitarre bei J. Ortner. Weiterführende Studien in Köln/D und Bern (Violine, Kammermusik und Musikwissenschaft). 1933 – 1969 als Musikerzieher in Linz tätig. In seinen Kompositionen und Bearbeitungen für Gesang, Gitarre, Blockflöte und Streicher nehmen die Volksliedsätze eine zentrale Stellung ein. Die Einbeziehung der Gitarre in die Kammermusik und deren Verwendung als Continuo-Instrument war ihm ein besonderes Anliegen.
Scheit, Karl
* 21. April 1909 in Schönbrunn (heute: Svinov, Stadtteil von Ostrava); † 22. November 1993 in Wien, war ein österreichischer Gitarrist, Lautenist, Komponist, Musiknotenherausgeber und Musikpädagoge. Er war ordentlicher Hochschulprofessor an der Hochschule für Musik und darstellende Kunst in Wien.
Schindler, Klaus
Geboren 1956, studierte Musik für das Lehramt an der Universität Augsburg.
Während seines Studiums beschäftigte er sich intensiv mit der Musik Brasiliens, dem Samba, Bossa-Nova und dem Gitarristen Baden Powell. Inspiriert vom Jazz kam das Erlernen von Querflöte und Saxophon hinzu, später, durch die Leitung eines Zupfensembles, die Beschäftigung mit Mandoline und Kontrabass.
Während seiner 20-jährigen Lehrtätigkeit an der Musikschule Schrobenhausen veröffentlichte er zahlreiche Kompositionen für Gitarre, Mandoline, Gitarrenchor und Zupforchester bei verschiedenen Verlagen.
Schmitt, Hans
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Schostakowitsch, Dimitri
12. September 1906 in Sankt Petersburg; † 9. August 1975 in Moskau, war ein sowjetrussischer Komponist und Pianist.
Er schrieb dem Regime von Josef Stalin Hymnen und blieb gleichzeitig auf Distanz zum kommunistischen System.
Väterlicherseits stammte seine Familie aus Polen und wohnte in Vilnius. Später zog sie nach Kasan und Tomsk um. Die erhaltenen Dokumente bieten eine verwirrende Vielfalt der Schreibung seines Namens: Szostakowicz, Szostakiewicz, Szestakowicz und sogar Szustakiewicz.
Der Vater, Dmitri Boleslawowitsch Schostakowitsch, der inzwischen in Sankt Petersburg wohnte, heiratete 1903 eine junge russische Pianistin, Sofia Wassiljewna Kokoulina. Das musikalische Talent des Jungen entfaltete sich durch den Klavierunterricht, und Dmitri unternahm bald seine ersten kompositorischen Versuche. 1919 begann er, am Konservatorium in Petrograd (das bis 1914 St. Petersburg hieß und 1924 in Leningrad umbenannt wurde) Klavier bei Leonid Nikolajew und Kompositionslehre bei Maximilian Steinberg zu studieren. Anfang 1923, ein Jahr nach dem Tod seines Vaters, war die Familie aufgrund der wirtschaftlichen und politischen Unsicherheit der nachrevolutionären Zeit fast ruiniert. Zudem wurde bei Schostakowitsch, der von jeher eine schwache Gesundheit hatte, eine Lungen- und Lymphdrüsentuberkulose diagnostiziert. Dieses Leiden begleitete und prägte ihn sein ganzes Leben lang.
Der sensationelle Erfolg seiner 1. Sinfonie in f-Moll 1925 verschaffte Schostakowitsch im Alter von nur 19 Jahren den Abschluss am Konservatorium und weltweite Anerkennung. Dmitri Schostakowitsch setzte sich in der folgenden Zeit mit verschiedenen zeitgenössischen Musikrichtungen wie dem Futurismus, der Atonalität und dem Symbolismus auseinander, ist dabei dennoch einen ganz eigenen Weg gegangen. Seine Musik ist eine Mischung aus Konvention und Revolution, die sich auf ein fundiertes kompositorisches Handwerk gründet und durch fantasievolle Instrumentierungen und moderne Melodik und Harmonik besticht. Inspiriert wurde er durch die Werke zeitgenössischer Komponisten wie Igor Strawinski und Sergei Prokofjew, aber vor allem Gustav Mahler.
Schostakowitsch erhielt im März 1927 den Auftrag, für die Feierlichkeiten zum 10. Jahrestag der Revolution eine Art Hymne zu schreiben. Daraufhin komponierte er im Sommer die 2. Sinfonie An den Oktober in H-Dur, eine seiner avantgardistischsten Kompositionen dieser Zeit.
Als er sich von der Komposition seiner 2. Sinfonie erholte, lernte er 1927 die Geschwister Warsar, die Töchter eines bekannten Juristen, kennen. Er fühlte sich zu Nina hingezogen und heirateten am 13. Mai 1932.
Nachdem Schostakowitschs erste Oper „Die Nase“, eine Satire auf die russische Bürokratie, die das erste lange Schlagzeugsolo der europäischen Musik enthält und über die sich Komponisten der Gegenwart wie György Ligeti voller Bewunderung äußerten, nach 16 Aufführungen von den Bühnen verschwunden war, begann der Komponist mit seiner zweiten Oper, Lady Macbeth von Mzensk, ein Werk, das für sehr viel Aufruhr sorgen sollte.
Nachdem er seine 4. Sinfonie in c-Moll aufgrund eines kritischen Prawda-Artikels zurückgezogen hatte und in der Schublade hatte verschwinden lassen, begann Schostakowitsch am 18. April 1937 unter der offiziellen Parole der „praktischen Antwort eines Sowjetkünstlers auf gerechte Kritik“ die Arbeit an seiner gemäßigten 5. Sinfonie in d-Moll auf der Krim. Zurück in Leningrad erfuhr er, dass der Mann seiner Schwester verhaftet und sie selbst nach Sibirien deportiert worden war.
Nach der Uraufführung wurde die 5. Sinfonie offiziell als die Rückkehr des verlorenen Sohnes in die linientreue Kulturpolitik dargestellt. Das Werk wurde ein großer internationaler Erfolg, lange Zeit wurde das Marschfinale als Verherrlichung des Regimes angesehen.
Die 7. Sinfonie in C-Dur geht in dieser Doktrin noch weiter und gilt als Schostakowitschs bekanntestes Werk. Das Werk entstand 1941 zur Zeit der Belagerung Leningrads durch Hitlers Truppen, während Schostakowitsch der Feuerwehr zugeteilt war und unter Granatenbeschuss an seinem Werk arbeitete. Im Oktober 1941 wurde er mit seiner Familie aus der Stadt geflogen und konnte die Sinfonie in Kuibyschew (Samara) fertigstellen, wo sie am 5. März 1942 vom dorthin ausgelagerten Orchester des Bolschoi-Theaters uraufgeführt wurde. Am 22. Juni dirigierte sie Sir Henry Wood in London, und Arturo Toscanini leitete die erste Aufführung der Sinfonie in den Vereinigten Staaten, die am 19. Juli 1942 in New York mit dem NBC Symphony Orchestra stattfand und Schostakowitsch auf die Titelseite des Time Magazine brachte. Sein Wunsch nach einer Aufführung in Leningrad ging kurze Zeit später in Erfüllung: Ein Sonderflugzeug durchbrach die Luftblockade, um die Orchesterpartituren nach Leningrad zu fliegen.
Auch die epische 8. Sinfonie in c-Moll, oft als Stalingrader Sinfonie bezeichnet, entstand unter dem Eindruck der Kriegsgeschehnisse. Nach dem Krieg fiel die 8. Sinfonie der Zensur zum Opfer, sie wurde nicht mehr aufgeführt, und sogar viele Rundfunkmitschnitte wurden gelöscht.
Nach dem Ende des gewonnenen Zweiten Weltkriegs erwartete die Musikwelt eine Triumphsinfonie, doch Schostakowitsch fiel mit seiner 9. Sinfonie in Es-Dur bei der sowjetischen Kritik erneut durch.
Praktisch alle bedeutenden Werke dieser Zeit waren ausschließlich für die Schublade bestimmt und kamen erst in der Zeit des "Tauwetters" bzw. erst nach der politischen Wende 1989/1990 zur Uraufführung. Seine persönliche Lage entsprach weiterhin der der Zeit nach 1936: über sein Schicksal bestimmte einzig die Gnade Stalins. Weltweit mittlerweile ein berühmter und angesehener Komponist, sah sich Schostakowitsch in der Sowjetunion wieder in der Lage, ständig zwischen der drohenden Verhaftung einerseits und Auszeichnungen für sein Werk andererseits zu stehen.
Im Kampf gegen den „Formalismus“ sah sich Schostakowitsch, obwohl mehrfach mit Stalin-Preisen ausgezeichnet, vor allem nach 1948 heftig attackiert. Er profilierte sich mit Werken, die dem Sozialistischen Realismus scheinbar unterzuordnen waren, und hielt problematischere Werke zurück (etwa das 1. Violinkonzert oder den Liederzyklus „Aus jüdischer Volkspoesie“). Ein Werk mit besonders deutlicher Sprache war das im Ergebnis der Shdanowschtschina entstandene satirische Stück Antiformalistischer Rajok, in der er zwei fiktive Genossen − Genosse Eins (Stalin) und Genosse Zwei (Shdanow) − auf jeweils eine georgische Volksliedmelodie bzw. einen Walzer die Vorstellungen der Führung von der geforderten "positiven" und "optimistischen" Grundstimmung in der sowjetischen Musik singen ließ.
1953 starb Stalin, und Schostakowitsch veröffentlichte seine 10. Sinfonie in e-Moll, seine Abrechnung mit dem Diktator.
1957 folgte die 11. Sinfonie in g-Moll mit dem Untertitel Das Jahr 1905. 1905 bezieht sich auf den Petersburger Blutsonntag, als der Zar auf eine unbewaffnete Menschenmenge schießen ließ, die ihm eine Bittschrift zukommen lassen wollte. An diesen Zwischenfall, der über 1.000 Menschenleben forderte, sollte mit der 11. Sinfonie erinnert werden. Ähnlich der 13. Sinfonie, hier speziell der Satz "Im Laden", liegt eine tiefe Verbundenheit zum individuellen Leiden der einfachen Menschen nahe. Am 30. Oktober 1957 fand die Uraufführung unter Natan Rachlin statt.
1958 wurde Schostakowitsch mit dem hochdotierten finnischen Wihuri-Sibelius-Preis ausgezeichnet.
Unter anderem erhielt er die Ehrendoktorwürde der Universität Oxford. Nach Uraufführung der 12. Sinfonie in d-Moll erfolgte Schostakowitschs Aufnahme in die KPdSU. Der Sowjetunion gegenüber verhielt er sich loyal und war lange Zeit als Sekretär des Komponistenverbandes der UdSSR tätig. Mit seiner 13. Sinfonie in b-Moll geriet Schostakowitsch erneut in die Kritik, da das Werk zu Worten des Dichters Jewgeni Jewtuschenko den russischen Antisemitismus anprangert. Schostakowitsch konnte unterrichten, und 1961 erlebte er die verspätete Uraufführung seiner 4. Sinfonie unter Kirill Kondraschin. Die deutsche Erstaufführung erfolgte mit der Dresdner Staatskapelle 1963.
Nach einer zweiten unglücklichen Ehe, die nur drei Jahre dauerte, heiratete er 1962 Irina Antonowna Supinskaja, ein Glücksfall seines Lebens. Die junge Frau kümmerte sich bis zu seinem Tod liebevoll um ihren Mann.
Schostakowitsch war Professor am St. Petersburger (damals Leningrader) und Moskauer Konservatorium. Zu seinen Schülern gehören wichtige zeitgenössische Komponisten wie Edisson Denissow und Sofia Gubaidulina.
In der Mitte der 60er Jahre häuften sich Erkrankungen, Schostakowitsch litt unter einer chronischen Rückenmarkentzündung, die zu einer progressiven Lähmung der rechten Hand führte. 1966 erlitt er einen ersten Herzinfarkt, fünf Jahre später einen zweiten. Seine 13. Sinfonie, „Babi Yar“ nach Texten von Jewgeni Jewtuschenko wurde nach einigen Aufführungen abgesetzt. Die 14. Sinfonie für Sopran, Bass und Kammerorchester setzte sich bereits eindrücklich mit dem Thema Tod und Abschied auseinander. In den letzten Lebensjahren, beginnend etwa mit dem 2. Cellokonzert, ist in Schostakowitschs Schaffen eine deutliche Reduktion der Mittel und Konzentration des Ausdrucks zu beobachten, zudem erfährt seine Musik eine deutliche Schärfung der Harmonik. Im Februar 1967 schrieb Schostakowitsch die Sieben Romanzen nach Worten von A. Blok für Sopran, Violine, Violoncello und Klavier.
Ende 1967 brach sich Schostakowitsch ein Bein und blieb gehbehindert. Von da an verbrachte er jedes Jahr einige Monate in Krankenhäusern und Pflegeheimen. Die 15. Sinfonie in A-Dur, seine letzte, ist ein mit (Selbst-)Zitaten angefüllter, rätselhafter, nur auf den ersten Blick freundlicher, vielmehr abgründiger Rückblick auf ein Komponistenleben voller Höhen und Tiefen. Sie wurde von seinem Sohn Maxim Schostakowitsch am 8. Januar 1972 im großen Saal des Moskauer Konservatoriums uraufgeführt. Sein letztes vollendetes Werk ist eine Sonate für Bratsche und Klavier.
Schostakowitsch starb am 9. August 1975 an einem Herzinfarkt. Unter den vielen Kränzen, die das Grab schmückten, war auch einer des KGB.
Schubert, Franz
31. Januar 1797 am Himmelpfortgrund, heute Teil des Wiener Gemeindebezirks Alsergrund; † 19. November 1828 in Wien, war ein österreichischer Komponist.
Franz wurde als dreizehntes von siebzehn Kindern geboren, von denen nur fünf älter als ein Jahr wurden. Schuberts Vater Franz Theodor stammte aus Neudorf in Mähren und war Lehrer in einer Pfarrschule. Seine Mutter Elisabeth Vietz wurde in Zuckmantel geboren. Im Alter von fünf Jahren erhielt er von seinem Vater den ersten regelmäßigen Unterricht, mit sechs ging er in Lichtental (Wien) zur Schule. Zur gleichen Zeit begann er seine musikalische Ausbildung. Sein Vater lehrte ihn, Violine zu spielen. Mit sieben bekam er Orgelunterricht von Michael Holzer, dem Kapellmeister der Lichtentaler Pfarrkirche.
Im Oktober 1808 wurde er wegen seiner schönen Stimme als Sängerknabe in die Hofkapelle und in das kaiserliche Konvikt aufgenommen. Hier lernte Schubert viele seiner späteren langjährigen Freunde kennen: Joseph von Spaun, Albert Stadler und Anton Holzapfel. Neben Kompositionsunterricht von Wenzel Ruzicka und später Antonio Salieri genoss er im Konvikt vielfältige musikalische Anregung. Er wirkte nicht bloß als Solist im Gesang, sondern lernte auch die Instrumentalwerke Joseph Haydns und Wolfgang Amadeus Mozarts kennen, da er zweiter Violinist im Konviktorchester war.
Bald zeigte sich seine Begabung in der Komposition. Eine Klavierfantasie G-Dur zu vier Händen ist datiert 8. April – 1. Mai 1810. Im nächsten Jahr folgten ein Streichquartett, eine weitere Fantasie in g-Moll, Lieder und andere Stücke.
Waren seine schulischen Leistungen anfangs noch gut, so verschlechterte er sich im Laufe der Zeit besonders in Mathematik und Latein. Er schlug die Möglichkeit aus, seinen Stiftungsplatz zu verlängern und kehrte im Oktober 1813 in das elterliche Haus zurück. Zu dieser Zeit komponierte er seine Sinfonie Nr. 1 D-Dur. Nachdem er eine Lehrerbildungsanstalt besucht hatte, wurde er Ende 1814 Schulgehilfe seines Vaters, ein Amt, das er zwei Jahre hindurch und Ende 1817/Anfang 1818 noch einmal für kurze Zeit versah. Daneben erhielt er noch bis 1816 Unterricht bei Antonio Salieri und komponierte produktiv: Seine erste Oper Des Teufels Lustschloß und seine Messe Nr. 1 F-Dur (die Uraufführung am 25. September 1814 war die erste öffentliche Aufführung eines seiner Werke) stammen beide aus dem Jahr 1814, ebenso mehrere Streichquartette, kürzere Instrumentalwerke, der erste Satz seiner Sinfonie Nr. 2 B-Dur und mehr als zwanzig Lieder, darunter solche Meisterwerke wie Gretchen am Spinnrade oder interessante Experimente wie Der Taucher.
Eine noch größere Zahl an Werken komponierte er 1815. Trotz seiner Arbeit als Lehrer beendete er zwei Sinfonien (Nr. 2 B-Dur, Nr. 3 D-Dur), zwei Messen (Nr. 2 G-Dur, Nr. 3 B-Dur), die Opern Der vierjährige Posten, Fernando und Claudine von Villabella sowie zwei weitere unvollendete. Dazu kamen das Streichquartett g-Moll, vier Sonaten und einige weitere Kompositionen für Klavier sowie fast 150 Lieder von teilweise beträchtlicher Länge, von denen er manchmal mehrere pro Tag schrieb.
Angesichts der zunehmenden Unvereinbarkeit seiner Lehrerstelle mit dem Komponieren unternahm Schubert zahlreiche Versuche, sich als Komponist zu etablieren. Aber die Verlage lehnten die Publikation seiner Werke ab. Im Frühjahr 1816 bewarb er sich erfolglos um den Posten eines Kapellmeisters in Ljubljana. Über seinen Freund Spaun kam er in Kontakt mit Franz von Schober. Auf dessen Vorschlag verließ Schubert seine Lehrerstelle und zog für acht Monate in Schobers Wohnung, um mehr Zeit mit der Komposition zu verbringen. Von den Kompositionen aus diesem Jahr seien nur die beiden Sinfonien Nr. 4 c-Moll (die Tragische) und Nr. 5 B-Dur sowie die Messe Nr. 4 C-Dur erwähnt.
Während dieser ganzen Zeit weitete sich sein Freundeskreis ständig aus, zu dem u. a. Moritz von Schwind gehörte. Der Dichter Johann Mayrhofer, den er im Dezember 1814 kennengelernt hatte, schrieb ihm zwei Libretti, Schober machte ihn mit dem Bariton Johann Michael Vogl, einem der wichtigsten Sänger an der Wiener Hofoper, bekannt, der seine Lieder bald in den literarischen Salons sang und ihn damit der Öffentlichkeit vorstellte. Der Pianist Josef von Gahy spielte seine Sonaten und Fantasien. Die Sonnleithners, eine musikalische Bürgerfamilie, insbesondere deren ältester Sohn, Leopold von Sonnleithner, organisierten zu seinen Ehren musikalische Zusammenkünfte, die ab 1821 als Schubertiaden bezeichnet wurden (und in ähnlicher, aber auch völlig anders organisierter Form noch immer stattfinden).
Schubert hatte kein eigentliches Einkommen, denn seine Lehrerstelle hatte er aufgegeben, öffentliche Auftritte brachten nichts ein, die Verleger interessierten sich noch nicht für seine Musik. Für sein Auskommen mussten teils seine Freunde sorgen. In einer sogenannten Unsinnsgesellschaft junger Künstler pflegte er enge Kontakte zu den Brüdern Kupelwieser, seinem späteren Librettisten Joseph Kupelwieser und dem Maler Leopold Kupelwieser, der als einer der wenigen authentische zeitgenössische Porträts von Schubert gemalt hat – neben Wilhelm August Rieder (Aquarell 1825) und Anton Depauly, dessen Porträt von 1828 ursprünglich und irrtümlich Josef Willibrord Mähler oder Franz Eybl zugeschrieben wurde.
1818 wurde er von der Familie des Grafen Johann Esterházy als Sing- und Klaviermeister auf dessen Gut in Zselíz in Ungarn (heute das slowakische Želiezovce) engagiert. Für seine dortigen Schüler schrieb er einige vierhändige Stücke und einige Lieder. Im gleichen Jahr schuf er die Sinfonie Nr. 6 C-Dur.
Bei seiner Rückkehr nach Wien im Spätherbst 1818 wohnte nun zwei Jahre bei Johann Mayrhofer. Seine Entscheidung gegen das Lehrerdasein wurde nun endgültig.
Seinen ersten Auftritt als Liedkomponist hatte er am 28. Februar 1819 mit Schäfers Klagelied. Im Sommer des gleichen Jahres ging er zusammen mit Vogl auf Urlaub in Oberösterreich. Im Herbst schickte er drei seiner Lieder an Goethe, aber – soweit bekannt – ohne Erfolg.
In den folgenden Jahren ging Schuberts Schaffen quantitativ zurück, dafür zeigen die Kompositionen des Jahres 1820 eine Weiterentwicklung seines Stils. Im Februar begann er mit dem unvollendeten Oratorium Lazarus, später schrieb er – neben kleineren Stücken – den 23. Psalm, den Gesang der Geister, den Quartettsatz in c-Moll und die Wanderer-Fantasie.
Erstmals wurden in diesem Jahr zwei von Schuberts Opern am Theater am Kärntnertor aufgeführt: das einaktige Singspiel Die Zwillingsbrüder am 14. Juni, und Die Zauberharfe am 19. August im Theater an der Wien. Bis dahin waren seine größeren Kompositionen – mit Ausnahme der Messen – nicht über das Amateurorchester im Gundelhof hinausgekommen, das aus den heimischen Quartett-Veranstaltungen hervorgegangen war. Da beide Stücke passable Erfolge waren, konnte er sich nun an eine breitere Öffentlichkeit wenden. Aber erst als Vogl den Erlkönig in einem öffentlichen Konzert gesungen hatte, konnte der Verleger Anton Diabelli überzeugt werden, einige seiner Werke auf Kommission zu veröffentlichen.
1821/22 verdiente er an der Veröffentlichung von Opus 1–7 und 10–12 etwa 800 fl. Konventionsmünze. Als Schulgehilfe hatte er von seinem Vater neben Kost und Logis lediglich 80 fl. jährlich bekommen. Otto Erich Deutsch schätzte Schuberts weiteres Einkommen aus Veröffentlichungen, Honoraren und Geschenken zwischen 1822 und 1828 auf etwa 7000 fl. Konventionsmünze.
Ermutigt von den Erfolgen versuchte Schubert nun, sich als Bühnenkomponist zu etablieren, wurde aber in seinen Hoffnungen enttäuscht. Sowohl Alfonso und Estrella – komponiert zwischen September 1821 und Februar 1822 – als auch Die Verschworenen nach Ignaz Franz Castelli (April 1823) wurden vom Theater abgelehnt, Fierrabras (Herbst 1823) nach ersten Proben abgesetzt. Die Schauspielmusik zu Helmina von Chézys Rosamunde wurde zwar gut angenommen, das Stück selbst aber nach zwei Abenden abgesetzt.
Schuberts Gesundheit gibt offenbar Anlass zu vielen Spekulationen. Stimmungsschwankungen, Sehschwäche und Durst in Kombination könnten allerdings mit einem Diabetes in Zusammenhang gebracht werden. Manche Biographen wollen dies hingegen auf eine damals recht häufige Syphilisinfektion zurückführen, deren Symptomatik jedoch auch damals schon sehr gut bekannt war. Ein Krankenhausaufenthalt im Herbst brachte zwar Besserung, aber schon im nächsten Frühjahr scheint die Krankheit den Komponisten psychisch besonders schwer belastet zu haben. In diesem Zusammenhang muss jedoch auch einbezogen werden, dass zu dieser Zeit der Genuss von Wasser nicht ganz harmlos war. Speziell in den Städten war das Brunnen- oder Flusswasser oft durch Kolibakterien oder Salmonellen wie Ruhr, Typhus oder Paratyphus verseucht, weshalb allgemein der Genuss von "reinem" Wasser unüblich war. Das meiste, für Schuldienst oder verkaufte Kompositionen eingenommene Geld gab er für Abende im Freundeskreis in den altwiener Gasthäusern aus, welches seinem Ruf nicht gerade förderlich war. Konnte er seine Rechnung nicht bezahlen, nahm der Wirt jedoch auch gerne ein Lied in Zahlung, welches Schubert oft gleich am Wirtshaustisch komponierte.
Im Frühjahr 1824 schrieb er sein Oktett F-Dur. Im Sommer hielt er sich ein zweites Mal in Zselíz auf. Das in dieser Zeit entstandene Divertissement à l'Hongroise weist ungarische Einflüsse auf.
Trotz seiner Beschäftigung mit der Bühne und später mit seinen offiziellen Pflichten fand er während dieser Jahre die Zeit für viele andere Kompositionen. 1822 wurde die Messe Nr. 5 As-Dur beendet und die Unvollendete Sinfonie in h-Moll begonnen. Sein erster berühmter Liederzyklus Die schöne Müllerin stammt aus dem Jahr 1823, die Variationen auf Trockne Blumen und zwei Streichquartette in a-Moll und d-Moll (Der Tod und das Mädchen) aus dem Jahr 1824. Im Jahr 1825 hatte Schubert noch einmal eine glücklichere Phase, in die eine Reise nach Oberösterreich fiel. Dort arbeitete er an der Großen Sinfonie C-Dur und schrieb seine Klaviersonate a-Moll, die er zu einem recht hohen Preis veröffentlichen konnte.
Von 1826 bis 1828 hielt sich Schubert – abgesehen von einem kurzen Aufenthalt in Graz – in Wien auf. Die Stelle des Vizekapellmeisters an der kaiserlichen Hofkapelle, um die er sich 1826 bewarb, wurde nicht an ihn, sondern Joseph Weigl vergeben. Am 26. März 1828 gab er das einzige öffentliche Konzert seiner Karriere, das ihm 800 Gulden Wiener Währung (320 fl. Konventionsmünze) einbrachte. Zahlreiche Lieder und Klavierwerke wurden inzwischen gedruckt.
Die endgültige Fassung des Streichquartetts d-Moll mit den Variationen auf Der Tod und das Mädchen schrieb er während des Winters 1825/1826. 1826 folgten das Streichquartett G-Dur, das Rondeau brillant für Klavier und Violine, die Klaviersonate in G-Dur sowie Schuberts bekanntestes geistliches Werk, die Deutsche Messe. 1827 komponierte er den Liederzyklus Winterreise, die Fantasie für Klavier und Violine und die beiden Klaviertrios in B-Dur und Es-Dur, 1828 schrieb er die Messe Nr. 6 Es-Dur, die letzten drei Klaviersonaten und den Schwanengesang. Ferner skizzierte er noch drei Sätze für eine Sinfonie in D-Dur.
Am 19. November 1828 verschied Franz Schubert nach zwei Wochen kontinuierlichen Fiebers im Alter von 31 Jahren im Hause seines Bruders Ferdinand Schubert. Auf der neuen Wieden N° 694, an "Nervenfieber"[. Die Todesursache könnte dem Krankheitsbild nach nur Typhus gewesen sein, die in der modernen Literatur erwähnte Syphilis verursacht eine gänzlich andere Entwicklung. Er wurde auf dem Währinger Friedhof in der Nähe von Ludwig van Beethovens Grab bestattet. 1872 errichtete man ihm im Wiener Stadtpark ein von Carl Kundmann gestaltetes Denkmal, 1888 wurden seine Gebeine in ein Ehrengrab am Wiener Zentralfriedhof überführt.
Schumann, Robert
geboren 1810 in Zwickau, gestorben 1856 in Bonn-Endenich
Robert Schumann kam am 8. Juni 1810 als sechstes und letztes Kind wohlhabender Eltern in Zwickau zur Welt, wohin die Familie wenige Jahre zuvor aus dem thüringischen Ronneburg zugezogen war. Der Vater August Schumann (1773-1826) hatte sich als Romanschriftsteller und Verfasser kaufmännischer Kompendien die Mittel zum Aufbau eines Verlagsunternehmens erworben und sich mit der Herausgabe von Lexika und Sammelwerken, volkstümlichen Ausgaben deutscher und ausländischer Klassiker (für die er auch selbst aus dem Englischen übersetzte) und der viel gelesenen „Erinnerungsblätter für gebildete Stände“ einen geachteten Namen gemacht.
Sein Einfluss und seine hohe literarische Bildung waren prägend für Roberts Kinder- und Schuljahre, so daß er von sich sagen konnte, es seien ihm schon damals „die bedeutendsten Dichter ziemlich aller Länder ... geläufig“ gewesen. Es blieb nicht beim passiven Aufnehmen von Literatur, sondern kam zu eigenen dichterischen Versuchen und zur Gründung eines literarischen Schülerzirkels, in dem Robert den Ton angab. Starken, fortwirkenden Eindruck hinterließ ihm gegen Ende der Gymnasialzeit die Lektüre der Werke Jean Pauls. Ihren Stil kopierte er zunächst in seinen romantischen Erzählfragmenten, sie wirkten aber auch, teils direkt-anregend, teils mehr untergründig, auf sein späteres Komponieren ein, so dass er scherzhaft-überspitzt bekannte, von „Jean Paul mehr Kontrapunkt gelernt zu haben als von seinem Theorielehrer“, und beförderten die poetische Qualität seiner musikschriftstellerischen Arbeiten...
Schwab, Siegfried (Sigi)
* 5. August 1940 in Ludwigshafen am Rhein, ist ein deutscher Gitarrist und Komponist.
Schon während seines Gitarren- und Kontrabassstudiums an der Musikhochschule Mannheim war Siegfried Schwab in verschiedenen lokalen Musikszenen aktiv, etwa in der noch jungen Rockszene (gemeinsam mit seinem Schüler Hans Reffert) und in der Mannheim-Heidelberger Jazzszene (gemeinsam mit dem Bassisten Wolfgang Wagner, dem Drummer Horst Seidelmann und dem Pianisten und Komponisten Wolfgang Lauth). 1965 wurde Schwab von der RIAS Big Band Berlin als Gitarrist engagiert. Im selben Jahr begann er, als Studiomusiker zu arbeiten, zunächst in Berlin, später in ganz Deutschland. Im Verlauf seiner zwanzigjährigen Studiophase spielte er über 15.000 Einzeltitel ein. Schwab wirkte auch als Gast in den Bands von Erwin Lehn (SWF), Kurt Edelhagen (WDR) und Peter Herbolzheimer sowie bei Klaus Doldinger mit. Weitere Musizierpartner in dieser Phase waren George Shearing, The Singers Unlimited, Benny Bailey, Art Farmer, Charlie Mariano, Claus Ogerman, Nelson Riddle, Eddie Gomez, Michael Gibbs, Astor Piazzolla und Luiz Bonfá sowie die klassischen Sänger Hermann Prey, Bernd Weikl und Felicia Weathers. Von Robert Stolz lernte er, wie man den Wiener Walzer richtig begleitet. Um die Präzisionsarbeit des Studiomusikers mit spontaneren künstlerischen Tätigkeiten auszutarieren, suchte er ab 1969 zunehmend den Kontakt zu Musikern wie Wolfgang Dauner und Eberhard Weber, später zur Band Embryo, zu Chris Hinze und Peter Trunk.
Daneben komponierte Schwab Fernseh-, Film- und Bühnenmusiken. Seine zusammen mit Manfred Hübler im Berlin der späten 1960er Jahre produzierten LPs Psychedelic Dance Party und Sexadelic dienten 1971 als Musik der Jesus-Franco-Filme Der Teufel kam aus Akasava, Vampyros Lesbos – Erbin des Dracula und Sie tötete in Ekstase. 1995 wurden die beiden Platten auf einer CD zusammengeführt; 1997 fand der Titel „The Lions & The Cucumber“ in Quentin Tarantinos Film Jackie Brown Verwendung; 2006 wurde die Mehrzahl der Tracks auf Vampyros Lesbos – Sexadelic Dance Party wiederveröffentlicht. Originalmusiken schrieb Schwab u. a. für den Kinofilm Ein Wintermärchen (1971), den Fernsehfilm Das Fräulein von Scuderi (1976), den Tatort Das Mädchen am Klavier (1977) und den Fernsehfilm Tränen im Kakao (1982), für die ZDF-Weihnachtsserie über die Balletttänzerin Anna (1987), für deren Kino-Fortsetzung Anna – Der Film (1988) und für zwei weitere ZDF-Weihnachtsserien: Laura und Luis (1989) und Clara (1993). Der 1987 komponierte, von Guillermo Marchena gesungenene Titel My Love Is a Tango aus der Fernsehserie Anna entwickelte sich zu einem Nummer-eins-Hit; von den Tantiemen richtete Schwab sich ein eigenes Tonstudio ein, das es ihm ermöglichte, sich von jeglichen Produktionszwängen der Industrie unabhängig zu machen. Bekannt wurde der Musiker auch durch zwei einstündige ZDF-Portraits mit Live-Beiträgen im Duo mit Chris Hinze, Peter Horton, Marcio Montarroyos, im Quartett mit Charlie Mariano, Eberhard Weber und John Marshall sowie zwei Folgen der SF-Sendereihe Jazz-In mit Márcio Montarroyos (Trompete/Flügelhorn), Mark Egan (Bass), Freddie Santiago (Perkussion) und Guillermo Marchena (Gesang und Perkussion). Der NDR produzierte mit ihm sechs Improvisations-Workshops, der BR sechs Blues-Workshops.
Ab 1980 folgten verstärkt Konzerte im Diabelli-Trio (Wiener Klassik), im Duo Guitarissimo (mit dem Gitarristen Peter Horton) und mit der Percussion Academia (Guillermo Marchena und Freddie Santiago). Nach dem frühen Tode Marchenas bildete Sigi Schwab gemeinsam mit Andreas Keller und Ramesh Shotham das Percussion Project; in jüngerer Zeit führen Schwab und Shotham einen interkulturellen Dialog im Duo Mandala. Schwab arbeitete auch in neuerer Zeit mit zahlreichen namhaften Schauspielern in literarisch-musikalischen Live-Acts zusammen, darunter Cornelia Froboess, Nicole Heesters, Suzanne von Borsody, Johanna von Koczian, Michaela May, Thekla Carola Wied, Charles Brauer, Christian Wolff, Ernst Stankowski, Werner Schneyder, Christian Quadflieg, Mario Freivogel, Peter Fricke und Jochen Striebeck. Seit 2011 arbeiten Sigi Schwab und Peter Horton mit dem Schlagzeuger Andreas Keller und dem Bassisten Thomas Müller unter dem Bandnamen Guitarissimo XL zusammen. Seit 2015 spielt er in der Formation Camerata Bavarese mit Klaus Hampl an der Klarinette und einer Rhythmusgruppe. Die neue Formation verwendet Harmoniemodelle aus der Renaissance und des Barock als Grundlage für ihre Improvisationen.
Schwaen, Kurt
Geboren 21. Juni 1909 –9. Oktober 2007
Kurt Schwaen stammt aus einer musikträchtigen Landschaft, in der sich zur Zeit seiner Kindheit und Jugend deutsche und slawische Musikkultur und -folklore eng berührten und gegenseitig befruchteten. Er wurde 1909 in Kattowitz, dem seit 1921 polnischen Katowice, geboren, das schon damals als führendes Zentrum des Bergbaus und Hüttenwesens in Oberschlesien galt. Hier fand er in Fritz Lubrich jun., einem Schüler Max Regers, den prägenden Lehrer und Mentor, der ihn nicht nur zu souveräner Beherrschung des Klaviers führte, sondern auch mit dem Orgelspiel und den Grundlagen des Tonsatzes vertraut machte.
Von 1929 bis 1933 studierte Schwaen an den Universitäten Breslau und Berlin Musikwissenschaft, Germanistik, Kunstgeschichte und Philosophie. Seine weitere Entwicklung auf dem Gebiet der Komposition vollzog sich autodidaktisch. Sie erfuhr eine schmerzliche Unterbrechung durch drei Jahre Zuchthaushaft, zu der Schwaen 1935 wegen seines Engagements gegen das NS-Regime verurteilt wurde.
Nachhaltige Schaffensanstöße erhielt er nach seiner Freilassung durch die Mitarbeit als Pianist sowohl in einem Berliner Studio für künstlerischen Ausdruckstanz als auch mit namhaften Tanzsolistinnen wie Oda Schottmüller und Mary Wigman.
Nach dem Ende des zweiten Weltkrieges, den er in der Strafdivision 999 überlebte, fand Schwaen in Berlin vielfältige Aufgaben beim Aufbau von Volksmusikschulen und als Musikreferent der Deutschen Volksbühne. Dadurch fühlte er sich auch als Komponist gefordert, Zeichen zu setzen durch neue, beispielgebende Werke besonders für die junge Generation.
Seit 1953 freischaffend tätig, wurde die Kammermusik zu einem wesentlichen Bestandteil seines kompositorischen Schaffens, deren Haltung sich auch in seinen Orchesterwerken und in den Opern nachweisen lässt.
Große Bedeutung für seinen künstlerischen Reifeprozeß gewann die Begegnung mit Bertolt Brecht und seinen ästhetischen Ansichten über das Theater. Die auf Wunsch des Dichters entstandene Komposition zu dem Lehrstück Die Horatier und die Kuriatier erschloss Schwaen ein neues wichtiges Arbeitsgebiet (Szenische Kindermusik) und führte zu einem bemerkenswerten Werk für das Musiktheater.
Schwaen übernahm viele ehrenamtliche Verpflichtungen, u.a. im Verband der Komponisten und Musikwissenschaftler und in der Akademie der Künste, zu dessen Ordentlichem Mitglied er 1961 berufen wurde. Sein siebeneinhalb Jahrzehnte umspannendes Schaffen zählt bis heute weit über 600 Werke aller Genres, vom Lied und Song über Chor-, Klavier-, Kammermusik und Orchesterwerken bis zur Oper und zum Ballett
Segovia (Torres, Marqués de Salobreña), Andrés
* 21. Februar 1893 in Linares; † 2. Juni 1987 in Madrid, war ein spanischer Gitarrist, Gitarrenpädagoge und Herausgeber von Gitarrenmusik. Er hatte großen Einfluss auf die Entwicklung des klassischen Gitarrenspiels im 20. Jahrhundert.
Andrés Segovia, dessen Mutter aus Málaga stammte und der am 24. März 1893 als Andrés Segobia getauft wurde, gab als Autodidakt mit vierzehn Jahren bereits in Spanien Konzerte. Er soll 1915 Schüler von Miguel Llobet gewesen sein, was jedoch in der Fachwelt nicht ganz unumstritten ist. Segovia trug auf weltweiten Tourneen zur Popularität der klassischen Gitarre bei. 1924 hatte er sein Debüt in Paris und zwischen 1926 und 1936 unternahm er auch längere Tourneen in Russland.
Zahlreiche Kompositionen, die heute zum klassischen Gitarrenrepertoire gehören, sind eigens für ihn geschrieben worden, so z. B. von Mario Castelnuovo-Tedesco (1895–1968), John W. Duarte (1919–2004), Manuel María Ponce (1882–1948), Alexandre Tansman (1897–1986), Federico Moreno Torroba (1891–1982), Joaquín Turina (1882–1949) und Heitor Villa-Lobos (1887–1959) sowie Joaquin Rodrigo (1901–1999).
Segovia befasste sich auch als Vortragender und Bearbeiter von Vihuelamusik der Renaissance. Außerdem gehen viele Bearbeitungen von Werken, die ursprünglich für andere Instrumente geschrieben wurden und die heute zum Standardrepertoire für Gitarre gehören, auf ihn zurück. Das bekannteste Beispiel ist wohl die Chaconne aus der Partita in d-Moll für Solo-Violine von Johann Sebastian Bach, welche Segovia erstmals 1935 in Paris öffentlich dargeboten hatte und 1946 mit anderen Stücken Bachs in New York aufnahm. Auch aus Bachs „Lautenwerk“ bearbeitete Segovia einige Kompositionen für die Gitarre. Zu seinen Veröffentlichungen gehören auch Estudios („Etüden“) und Estudio sin luz.
Segovia unterrichtete unter anderem an der Accademia Musicale Chigiana in Siena, in Santiago de Compostela (wo José Tomás[11] aus Alicante 20 Jahre lang sein Stellvertreter war) und an der University of California in Berkeley. Viele bedeutende Gitarristen waren seine Schüler, so z. B. Oscar Ghiglia (* 1938), Christopher Parkening (* 1947) und John Williams (* 1941).
Selbst mit 89 Jahren machte er eine Tournee durch Deutschland und mit 91 Jahren trat er im November 1984 noch in der Berliner Philharmonie auf.
1961 heiratete er in dritter Ehe die Pujol-Schülerin Emilia Magdalena Corral Sancho.
1974 wurde Segovia mit dem Léonie-Sonning-Musikpreis und 1985 mit dem Ernst von Siemens Musikpreis ausgezeichnet. Er ist Ehrendoktor mehrerer Universitäten (u. a. Oxford 1972). 1981 wurde er vom spanischen König als Marqués de Salobreña in den erblichen Adelsstand erhoben. In seiner Geburtsstadt Linares befindet sich heute ein Museum, das auch eine Krypta mit seinem Sarkophag enthält.
Segovia spielte auf Instrumenten von Benito Ferrer, Santos Hernández, Manuel Ramírez und José Ramírez, Hermann Hauser und Ignacio Fleta, den er 1955 dazu angeregt hatte, vermehrt Gitarren zu bauen. Der Bauplan seiner berühmten Hauser I von 1937, die sich heute im Metropolitan Museum of Art in New York befindet, kann bei dem amerikanischen Gitarrenbauer Richard Bruné käuflich erworben werden.
Silcher, (Philipp) Friedrich
* 27. Juni 1789 in Schnait; † 26. August 1860 in Tübingen, war ein deutscher Komponist und Musikpädagoge, der heute hauptsächlich aufgrund seiner Lieder bekannt ist. Daneben komponierte er aber auch Motetten, Kammermusik und zwei Ouvertüren für großes Orchester.
Silcher wurde im Schulhaus von Schnait im Remstal als Sohn des Schulmeisters Karl Johann Silcher geboren. Im Jahr 1803 ging er als Lehrjunge nach Geradstetten. 1806 erhielt er in Fellbach bei Stuttgart beim Lehrer und Organisten Nikolaus Ferdinand Auberlen, der ein guter Musiker und geschätzter Bearbeiter von Männerchören war, als „Schulknecht“ eine Lehrstelle.
Im Jahre 1806 kam er als Lehrgehilfe nach Schorndorf, wo er außerdem Hauslehrer des Kreishauptmanns Freiherr Joseph Friedrich Anton von Berlichingen wurde. Als dieser 1809 nach Ludwigsburg übersiedelte, verschaffte er Silcher an der Ludwigsburger Mädchenschule eine Anstellung. Ludwigsburg war Sommerresidenz König Friedrichs von Württemberg (bis 1803 Herzog, bis 1806 Kurfürst), weshalb sich dort auch Conradin Kreutzer aufhielt, der Silcher empfahl, Musik als Lebensaufgabe zu wählen. So widmete sich Silcher auf dem Seminar in Ludwigsburg ganz der Musik, erhielt Unterricht in Klavier und Komposition von Conradin Kreutzer und Johann Nepomuk Hummel.
Kurz nachdem Kreutzer nach Stuttgart verzogen war, folgte ihm Silcher und wurde Musiklehrer. Während seines zweijährigen Aufenthalts wohnte er bei dem Klavierfabrikanten Schiedmayer und wandte sich in dieser Zeit besonders der Musik Mozarts zu.
Silcher wirkte ab 1817 als erster Musikdirektor an der Eberhard-Karls-Universität Tübingen.
Er gilt als einer der wichtigsten Protagonisten des Chorgesangs (siehe Gesangverein) und arrangierte zahlreiche Chorsätze von deutschen und internationalen Volksliedern, die heute noch zum Grundrepertoire vieler Gesangvereine gehören und in den folgenden Generationen Allgemeingut geworden sind. Silcher selbst begründete 1829 die „Akademische Liedertafel“ in Tübingen und leitete sie bis zu seinem Tod am 26. August 1860. Er ist auf dem alten Tübinger Stadtfriedhof begraben.
Er war verheiratet mit Luise Rosine Enßlin (* 6. September 1804 in Tübingen; † 17. Juni 1871 ebenda). Aus der Ehe gingen zwei Töchter und ein Sohn hervor. Das Geburtshaus Silchers dient heute als Gedenkstätte und Museum, dessen Mittelpunkt dem Leben und Wirken dieses schwäbischen Musikers gewidmet ist. Unterhalten wird das Museum vom Schwäbischen Chorverband.
Smetana, Bedřich (Friedrich)
Geboren 2. März 1824 in Leitomischl (Litomyšl), Ostböhmen; † 12. Mai 1884 in Prag, war ein böhmischer Komponist.
Bedřich Smetana wurde als achtes Kind von František Smetana (1777–1857) geboren. Seine Mutter, des Vaters dritte Ehefrau, hieß Barbora Smetana geb. Lynková (1792-1864). Sein Vater war Bierbrauer im Dienst von Familien aus böhmischen Adelsgeschlechtern, wie Waldstein, Czernin und anderen. Bedřich Smetana wurde auf den Namen Friedrich getauft. Zu Hause und während seiner Schulzeit sprach Smetana stets deutsch. Erst als Erwachsener entwickelte er ein tschechisches Nationalgefühl, erlernte die tschechische Sprache und änderte seinen Vornamen bewusst zur tschechischen Namensform Bedřich. Sein erster tschechischer Brief stammt aus dem Jahre 1856, in seinen Tagebüchern verwendete er jedoch die deutsche Sprache bis 1861.
Smetana bekam schon mit vier Jahren Geigen- und Klavierunterricht. Von einem Auftritt von Franz Liszt an einem Konzert in Prag war er so begeistert, dass er darüber die Schule vergaß. Sein Vater schickte ihn deshalb auf das Prämonstratenser-Gymnasium in Pilsen, welches er von 1840 bis 1843 besuchte. In dieser Zeit befreundete er sich mit Kateřina Kolářová, einer guten Pianistin, die seine erste Frau wurde. Von 1843 bis 1847 war er in Prag als Musiklehrer tätig und studierte Klavier bei Josef Proksch. Wie sein Vorbild Wagner nahm Smetana an der Revolution 1848 teil, doch eröffnete er zugleich in Prag seine eigene Musikschule. Im Mai 1853 kam seine älteste Tochter Žofie zur Welt, später folgte noch eine zweite Tochter.
1856 verließ Smetana aus politischen Gründen seine Heimat, um in Göteborg (Schweden) die Philharmonische Gesellschaft zu leiten. Hier traf er den berühmten Violinisten Ferdinand Laub, mit dem er gemeinsame Konzerte veranstaltete. Auf einer Rückreise von Göteborg nach Prag starb Smetanas Frau Kateřina am 19. April 1859 im Alter von 32 Jahren in Dresden an Tuberkulose. Im Sommer desselben Jahres verlobte er sich mit Bettina Ferdinandová, einer Schwägerin seines Bruders Karel, und heiratete sie im Juli 1860. Im Jahre 1861 wurde die Tochter Zdeňka geboren und 1863 eine weitere Tochter Božena.
Nach dem Ende des österreichischen Absolutismus kehrte Smetana 1861 endgültig nach Prag zurück und arbeitete rastlos für die tschechische Nationalbewegung. Der neue Aufschwung führte 1861 zur Gründung des patriotischen Gesangvereins Hlahol, den er von 1863 bis 1865 leitete.
Smetana war von 1865 bis 1869 Dirigent der tschechischen Philharmonischen Konzerte, von 1864 bis 1865 Musikkritiker an der Zeitung Národní listy, von 1863 bis 1870 Vorsitzender der Musikabteilung des Vereins Umělecká Beseda und von 1866 bis 1874 als Nachfolger Karl Komzáks Erster Kapellmeister des tschechischen Interimstheaters – České Prozatimní Divadlo. Im Jahre 1874 erkrankte Smetana schwer, ertaubte und zog sich aus der Öffentlichkeit weitgehend zurück. Smetana zog zu seiner Tochter Žofie und ihrem Mann Josef Schwarz, einem Förster, nach Jabkenice aufs Land. Dort arbeitete er als Komponist weiter.
Im Zuge der Entstehung der Festoper Libusa entstand auch der Zyklus sinfonischer Dichtungen Mein Vaterland (Má Vlast). Erst als vierteiliger Zyklus angelegt, wurde er 1878-79 durch die Stücke Tábor und Blaník erweitert.
Er litt an starken Ohrgeräuschen (Tinnitus). Tag und Nacht hörte er einen As-Dur-Quartsext-Akkord in der viergestrichenen Oktave, der ihn beim Komponieren stark behinderte. So hat er seine Librettistin immer wieder gebeten, nicht so viele Ensembleszenen zu schreiben, da ihn das Komponieren solcher Szenen sehr viel Kraft und Konzentration kostete. Kurz vor seinem Tod wurde der erschöpfte Smetana noch in eine psychiatrische Klinik eingeliefert, wo er am 12. Mai 1884 verstarb. Er wurde auf dem Vyšehrader Friedhof in Prag beigesetzt.
Smith Brindle, Reginald
Geboren 5. Januar 1917 Cuerdon, Lancashire, Großbritannien, gestorben 9. September 2003, war Komponist und Schriftsteller
Smith Brindle wurde als Sohn von Robert und Jane Smith Brindle geboren. Er begann im Alter von sechs Jahren Klavier zu lernen und nahm später Klarinette, Saxophon und Gitarre auf. Unter dem Druck seiner Eltern begann er, Architektur zu studieren. Zu der Zeit interessierte er sich für Jazz und spielte neben seinem Studium eine Weile professionell Saxophon. Als er 1937 an einem Orgelkonzert in der Kathedrale von Chester teilnahm, wurde er jedoch dazu inspiriert, sowohl die Orgel als auch die Komposition aufzunehmen. Er verbrachte den größten Teil des Zweiten Weltkriegs in Afrika und Italien als Kapitän im Corps of Royal Engineers. In dieser Zeit weckte er sein Interesse an der Gitarre, einem Instrument, für das er eine enorme Menge an Musik schrieb.
Nach dem Krieg kehrte Smith Brindle zur Komposition zurück. Er reichte eine Fantasia Passacaglia (1946) für einen italienischen Kompositionswettbewerb ein und gewann den ersten Preis. Von 1946 bis 1949 studierte er Musik am University College of North Wales in Bangor. Er ging 1949 nach Italien, um sein Studium fortzusetzen.
Seine kompositorische Tätigkeit umfasste drei Hauptphasen: tonal bis 1951; seriell/"dodecaphonic" bis ca1970; und schließlich eine freiere dritte Phase, in der viele Kompositionen für seine eigenen Instrumente, Gitarre und Orgel waren.
Brindle ist derzeit am besten bekannt für seine Solo-Gitarrenmusik (die von Spielern wie Andres Segovia und Julian Bream hoch angesehen wurde, insbesondere El Polifemo de Oro (1956), geschrieben für Bream, sowie fünf Sonaten (1948, 1976, 1978, 1979),[1] Varianten zu zwei Themen von J. S. Bach (1970), Memento in zwei Sätzen (1973), Nicht sanft gehen... (1974), November Memories (1974), Vier Gedichte von Garcia Lorca (1975), "Guitarcosmos" (3 Bände) und Der Prinz von Venosa (1994).
Seine eine Kammeroper, Der Tod von Antigone, wurde 1971 in Oxford uraufgeführt.
Smith Brindle lehrte von 1957 bis 1970 am University College of North Wales in Bangor und von 1970 bis 1981 an der University of Surrey. Während seiner Zeit in Surrey gründete er den renommierten Tonmeister-Kurs für Musik und Tonaufnahme. Er komponierte bis 1998 weiter und engagierte sich in den 1990er Jahren in Croydon mit der Chameleon-Komponistengruppe.
Smith Brindle war ein Experte für die Musik italienischer Komponisten des 20. Jahrhunderts wie Luigi Dallapiccola, Ildebrando Pizzetti und Bruno Bartolozzi (er studierte mit allen drei). Er schrieb auch das technische Buch Serial Composition (1966).
Sor, Ferdinando
* 13. oder 14. Februar 1778 in Barcelona; † 10. Juni 1839 in Paris; getauft als Joseph Fernando Macari Sors, im deutschsprachigen Raum auch unter dem Namen Ferdinand Sor bekannt, war ein spanischer Gitarrist und Komponist.
1778 wurde Fernando Sor in Barcelona geboren. 1790 starb sein Vater, es blieb der Familie kein Geld mehr für die Fortsetzung des Musikunterrichts für Fernando. Im Jahr darauf wurde er von seiner Mutter in die Klosterschule Montserrat gebracht, da diese kostenlos war und dort vor allem Musik unterrichtet wird. 1795 verließ Sor die Schule und begann in Barcelona eine militärische Laufbahn; er besuchte vier Jahre lang die Armeeschule. Dort gefiel es ihm sehr.
1796 schrieb er seine ersten Gitarrenstücke. Seine erste Oper "Il Telemaco nell´ isola di Calipso" entstand 1797, insgesamt wurden in Barcelona 15 Vorstellungen im "Teatre del Liceu" gegeben. 1802 übernahm Sor einen Posten als Gutsverwalter in Barcelona, 1804 erhielt er einen königlichen Verwaltungsposten in Andalusien; um diese Zeit erwarb er wahrscheinlich seine Gitarre von Fernando Rada. 1809 leistete Sor einen Eid auf den Bruder von Napoleon, da er an einen Sieg von Napoleon glaubte. Infolgedessen wurde er Polizeihauptkommissar der andalusischen Provinz Jerez. 1813 mussten die Franzosen Spanien verlassen. Sor folgte ihnen nach Paris und kehrte nie in seine Heimat zurück. Er übersiedelte nach London und war dort als Gitarrist und Komponist von Ballettmusik und Werken für Orchester, Klavier, Gesang und Gitarre sehr erfolgreich. Sein zu Lebzeiten größter Erfolg war das 1822 im King´s Theatre uraufgeführte Ballett "Aschenbrödel". 1826 siedelt Sor nach Moskau. Dort wurde am 6. Januar 1825 u. a. mit Sors Ballett "Aschenbrödel" das neue Bolschoi-Theater eröffnet. Außerdem komponierte er zur Krönung des Zaren Nikolaus I. das Ballett "Hercules et Omphale" und für die Totenfeier Zar Alexanders in St. Petersburg einen Trauermarsch. Im Herbst 1826 kehrte Sor nach Paris zurück, wo er 1839 nach langer Krankheit an Zungenkrebs starb. Zu seinem Freundeskreis gehörten Dionisio Aguado und Napoleon Coste, mit denen er mehrmals gemeinsam auftrat. Er wird heutzutage oft auch der "Schubert der Gitarre" oder der "Beethoven der Gitarre" genannt.
Starck, Arno (aka Olav King)
Geboren am 10.03.1886 in Dresden, gestorben am 22.08.1960 in Dresden, war Musiker, Komponist, Kapellmeister und Chorleiter.
Arno Starck wurde in Dresden geboren und besuchte dort das Gymnasium. Nach dem Abitur studierte er von 1906 bis 1911 am Dresdner Konservatorium Musik. Zu seinen Lehrern zählten Henri Petri (1856-1914) (Violine), Otto Urbach (1871-1927) (Klavier), Hermann Ludwig Kutzschbach (1875-1938) und Kurt Emil Striegler (1886-1958) (Dirigieren). Seinen Abschluss mit dem künstlerischen Reifezeugnis als Kapellmeister, Violinist und Komponist absolvierte er 1911 mit höchster Auszeichnung, dem „Preiszeugnis“.
In seinem späteren kompositorischen Wirken sind Einflüsse der sächsischen Komponisten Felix August Bernhard Draeseke (1835-1913) Leonhard Johann Heinrich Albert Fuchs (1858-1910) und Paul Büttner (1870-1943) wahrnehmbar.
Neben Orchesterwerken und Violinsolostücken komponierte Arno Starck erfolgreiche Vokalwerke für Kinderchor, Männerchor und gemischten Chor. Nachdem er nach dem Zweiten Weltkrieg in der DDR mit der Volks- und Zupfmusik in Verbindung kam, schrieb er einige Werke für Zupforchester (allesamt mit Akkordeon und Mandoloncello) und einige Gebrauchskompositionen für Männerchor und Volksmusikinstrumente (Zupforchester).
Starck hatte früh den Ruf eines kompetenten Chorleiters und dirigierte ein halbes Jahrhundert lang verschiedene Chöre. Er lebte überwiegend in Dresden. Sein künstlerisches Wirken erstreckte sich aber weit über seine Heimatstadt hinaus bis Meißen und Großenhain, was Anfang und Mitte des 20. Jahrhunderts mit vielerlei Reisebeschwerlichkeiten verbunden war.
Von 1911 bis zu seinem „Heeresdienst“ nach Ausbruch des 1. Weltkrieges dirigierte er den Männerchor “Liedertafel“ in Großenhain und führte diese Tätigkeit nach Kriegsende bis 1925 fort. Von 1923 an leitete Kapellmeister Starck den Männergesangverein „Hippokrene“, Meißen. 1949 entstand daraus der gemischte „Werkchor der Staatlichen Porzellan-Manufaktur Meißen“ und Starck war bis zu seinem Tod 1960 auch dessen musikalischer Leiter.
Viele Jahre war Arno Starck Dirigent der Männerchöre „Dresdner Volksmännerchor“ und „Dresdner Liedergruß“ sowie eines gemischten Chores, der Chorgemeinschaft Lockwitz-Dresden.
Als Hochschullehrer für das Kapellmeisterfach wirkte er am „Pädagogium der Tonkunst“ in Dresden von 1923 bis zu dessen Auflösung 1931.
In der Nachkriegszeit engagierte sich Arno Starck im Dredner Raum am Wiederaufbau des Laienmusizierens und der Laienchorbewegung in der DDR.
Für seine Kompositionen erhielt er mehrfach Preisauszeichnungen.1952 wurde er Mitglied des Verbandes Deutscher Komponisten und Musikwissenschaftler.
Am 22. August 1960 verstarb Arno Starck.
Die Grabstätte des prominenten Dresdner Bürgers befindet sich auf dem Johannisfriedhof Dresden-Tolkewitz.
In seinen Zupfmusikwerken orientierte sich Arno Starck an der damals aktuellen stilistischen Entwicklung (Paradigmenwechsel) der Mandolinenmusik, die seit 1935 von Konrad Wölki, Hermann Ambrosius und Kurt Schwaen ausging. Seine konzertanten Werke zeigen sich im neobarocken Stil mit romantischen Elementen. In den folkloristischen Stücken in südeuropäischem Flair sind formale Parallelen zu Rudolf Krebs erkennbar.
Strauss, Johann jr.
Geboren 25. Oktober 1825 in St. Ulrich bei Wien; † 3. Juni 1899 in Wien, war ein österreichischer Kapellmeister und Komponist.
Die Familie stammt aus dem Raum Wien-Niederösterreich. Sein Vater Johann Strauss sah für ihn ursprünglich eine Laufbahn als Beamter vor, doch seine Mutter, die alles daran setzte, mit der Unterstützung ihres Sohnes Rache für die Untreue ihres Gatten zu nehmen, ermöglichte Johann junior ein Musikstudium beim Basslehrer Hofmann. Trotzdem kam es bald darauf zum endgültigen Bruch mit seinen Eltern, und er begann, Konzerte zu geben. Schon sein erster Auftritt im Casino Dommayer (15. Oktober 1844) war ein Riesenerfolg. Tourneen führten ihn durch ganz Europa und Nordamerika. Nach dem Tod seines Vaters 1849 übernahm er dessen Orchester und wurde 1863 zum k.k. Hofball-Musikdirektor ernannt, d. h. er leitete alle Hofbälle. Er tat dieses bis 1871, als er selbst um die Enthebung von diesem Posten ansuchte. Dieses wurde auch genehmigt, gleichzeitig wurde ihm der Franz-Joseph-Orden verliehen. Nachfolger wurde sein Bruder Eduard Strauß.
Bis zu diesem Zeitpunkt komponierte Strauss nur Tanzmusik, was seinen Ruf als Walzerkönig begründete. 1864 traf er mit Jacques Offenbach zusammen, der ihn zur Komposition von Operetten anregte, die Strauss aber selbst immer als Komische Oper bezeichnete.
Am 10. Februar 1871 hatte dann seine erste Operette, Indigo und die 40 Räuber im Theater an der Wien Premiere. Ebenfalls an diesem Theater fand die Uraufführung seiner erfolgreichsten und der wahrscheinlich bekanntesten Operette überhaupt, Die Fledermaus, am 5. April 1874, statt. Diese Operette wurde 1894 auch in das Repertoire der Hofoper (heute Wiener Staatsoper) aufgenommen und ist bis heute die einzige Operette, die dort gespielt wird.
Damit galt Strauss auch als Begründer der goldenen Ära der Wiener Operette.
Es folgten eine Reihe weiterer Operettenpremieren, darunter Der lustige Krieg und Eine Nacht in Venedig. 1876 erhielt er die Genehmigung zum Bau eines Wohnhauses (die sogenannten Strauss-Palais). Anlässlich seines vierzigjährigen Künstlerjubiläums im Jahre 1884, das er wieder beim Dommayer feierte, wurde ihm das Wiener Bürgerrecht verliehen.
1885 war Premiere des Zigeunerbarons mit Alexander Girardi in der Hauptrolle, darauf folgten einige heute eher weniger bekannte Operetten. Seine letzte Operette Die Göttin der Vernunft vollendete er nur, weil er sich vertraglich u. a. gegenüber Alexandrine von Schönerer zu der Komposition verpflichtet hatte. Da er das Libretto von Alfred Maria Willner ablehnte, distanzierte er sich von der Oper und erschien nicht einmal zur Premiere am 13. März 1897, die wiederum im Theater an der Wien stattfand. Sein Werk Wiener Blut, das seine Uraufführung erst nach seinem Tod 1899 im Carltheater erlebte, war von Strauss nicht mehr als Operette konzipiert worden; es handelt sich dabei um bekannte Strauss-Melodien früherer Jahre, die der Kapellmeister Adolf Müller junior neu zusammengestellt hatte.
Strauss komponierte rund zwanzig Operetten, fünfhundert Walzer, Polken und Quadrillen, ein Ballett (Aschenbrödel) sowie eine Oper (Ritter Pasmán). In Wien erinnern zahlreiche Denkmäler und Gedenktafeln an ihn. Der Walzer An der schönen blauen Donau (bekannter unter dem Titel Donauwalzer) wurde so etwas wie eine inoffizielle Hymne Wiens und Österreichs.
Strauss war insgesamt dreimal verheiratet. Seine erste Ehefrau Henriette, geborene Chalupetzky, starb 1878. Schon wenige Wochen später heiratete er die Schauspielerin Angelika Dittrich, die ihn 1882 verließ. Im selben Jahr wurde die Ehe „von Tisch und Bett“ geschieden; eine Trennung dem Bande nach war nicht möglich, da in Österreich das katholische Eherecht auch im bürgerlich-rechtlichen Bereich galt. Um erneut heiraten zu können (diesmal Adele, geborene Deutsch, verwitwete Strauss), musste Strauss die österreichische Staatsbürgerschaft aufgeben, Bürger des Herzogtums Sachsen-Coburg und Gotha und wie seine Braut evangelisch werden. Im Jahr 1887 löste Herzog Ernst II. − entsprechend dem im Herzogtum geltenden Eherecht – die Ehe mit Angelika Dittrich auf, und Strauss heiratete im selben Jahr in Coburg Adele Strauss. Alle drei Ehen blieben kinderlos.
Johann Strauss starb am 3. Juni 1899 in Wien an einer Lungenentzündung, beigesetzt ist er in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof.
Strauss, Johann sen.
Geboren14. März 1804 in Leopoldstadt, heute Wien;
† 25. September 1849 in Wien, war ein österreichischer Komponist und Kapellmeister.
Er war der Sohn eines Wirtes und trat schon recht früh im Schankterzett auf. Im Jahr 1817 begann er eine Buchbinderlehre und legte auch die Gesellenprüfung ab. 1824 wurde er zu den Hoch- und Deutschmeistern eingezogen, auch dort war er als Musiker aktiv.
Er erhielt Unterricht im Violinspiel (bei Michael Pamer und Johann Polischansky) und in Musiktheorie (bei Ignaz von Seyfried). Er spielte gemeinsam mit Josef Lanner in der Kapelle der Brüder Scholl. Lanner gründete 1825 eine eigene Kapelle, in der zunächst auch Strauss spielte. Sie gingen aber bald wieder getrennte Wege. Strauss konnte zu dieser Zeit noch keine eigene Kapelle gründen, da ihm dies durch einen Vertrag mit seinem Schwiegervater Josef Streim verboten war.
1826 trat er erstmals öffentlich als Komponist in Erscheinung, und 1827 konnte er endlich sein eigenes Unternehmen gründen. Er trat in diversen Lokalen - darunter Zum Sperl - in der Leopoldstadt auf und wurde 1832 Leiter der Kapelle des 1. Bürgerregiments und 1835 Hofballmusikdirektor. Verschiedene Konzertreisen führten ihn mit seinem inzwischen größeren Orchester nach Deutschland, Paris und London.
1834 zog er in das sogenannte Hirschenhaus in der Leopoldstadt, wo er vier Wohnungen für sich und seine Familie anmietete, darunter eine, die nur für seine Arbeit bestimmt war.
Johann Strauss war zwar mit der Wirtstochter Maria Anna Streim verheiratet, verließ aber seine Familie und lebte danach in einer Lebensgemeinschaft mit der Modistin Emilie Trampusch, mit der er acht Kinder hatte. Seine drei überlebenden Söhne von Maria Anna – Johann Strauss (Sohn), Josef Strauss und Eduard Strauß – wurden ebenfalls Musiker. Sein Sohn Johann wurde – von seiner Mutter massiv unterstützt – ab 1843 ein ernsthafter Konkurrent seines Vaters. 1849 starb Johann Strauss an Scharlach. Er ist auf dem Wiener Zentralfriedhof n einem Ehrengrab beigesetzt.
Strauss, Joseph
* 20. August 1827 in Mariahilf in Wien; † 22. Juli 1870 in Wien, war ein österreichischer Ingenieur, Erfinder, Komponist und Dirigent.
Josef Strauss war ein Sohn von Johann Strauss (Vater) und dessen Frau Anna sowie der um zwei Jahre jüngere Bruder des berühmten „Walzerkönigs“ Johann Strauss (Sohn). Der dritte und jüngste der Strauss-Söhne war Eduard. Alle Strauss-Söhne waren wie schon der Vater hervorragende Komponisten, deren Werke noch heute regelmäßig u. a. in den Neujahrskonzerten der Wiener Philharmoniker aufgeführt werden.
Josef Strauss strebte keine musikalische Karriere an, sondern absolvierte ein Studium am Wiener Polytechnikum (heute Technische Universität Wien), arbeitete als Bauleiter bei der Errichtung eines Wehrs in Trumau, Niederösterreich, und konstruierte zwei Straßenkehrmaschinen. Als jedoch Johann Strauss (Sohn) im Spätherbst 1852 von einer Konzertreise völlig erschöpft zurückkehrte, musste Josef im folgenden Jahr als Kapellmeister der Strauss-Kapelle einspringen. Damals komponierte er sein erstes Werk, den Walzer Die Ersten und die Letzten (in der irrigen Meinung, dies sei sein erstes und zugleich letztes Werk). Die nächste Walzerfolge op. 12 nannte er dann folgerichtig Die Ersten nach den Letzten; er komponierte schließlich über 300 Werke. In den folgenden Jahren vertrat er immer häufiger seinen Bruder Johann als Kapellmeister. Er nahm Unterricht in Kompositionslehre und lernte Violine spielen. Am 8. Juni 1857 vermählte sich Josef Strauss mit Caroline Pruckmayer in der Johann-Nepomuk-Kirche an der Praterstraße. Ihnen wurde am 27. März 1858 eine Tochter, Karoline Anna, geboren.
Der häufig kränkelnde Josef Strauss erlitt am 22. Februar 1870, als seine Mutter starb, einen Zusammenbruch an ihrem Sterbebett und musste sich am folgenden Tag beim alljährlichen Studentenball in den Redoutensälen der Hofburg vertreten lassen. Vier Monate später fiel er während einer Konzertreise in Warschau bewusstlos vom Dirigentenpodest. Er starb kurze Zeit später in Wien. Die Todesursache blieb ungeklärt, da seine Witwe einer Autopsie nicht zustimmte.
Er wurde auf dem Sankt Marxer Friedhof im Grab seiner Mutter bestattet. Am 12. Oktober 1909 wurden die sterblichen Überreste beider in einem Ehrengrab auf dem Wiener Zentralfriedhof beigesetzt
Szordikowski, Bruno
Geboren 11. Juni 1944 in Duisburg; † 17. Dezember 2021 in Duisburg) war ein deutscher Gitarrist, Herausgeber und Instrumentalpädagoge.
Nach einer Ausbildung zum Schlosser studierte Szordikowski Instrumentalpädagogik mit dem Hauptfach Gitarre an der Folkwang-Hochschule in Duisburg bei Leonhard Beck. Später bildete er sich innerhalb des Bochumer Modellversuchs „Instrumentalspiel mit Behinderten“ zum Instrumentallehrer für Sonderpädagogik weiter. Ab 1986 bis 2008 war er als Gitarrenlehrer an der Musikschule der Stadt Mülheim an der Ruhr tätig.
Er komponierte mehr als 20 Werke für Gitarre Solo, Duo, Trio, Quartett und Zupforchester, die bei verschiedenen Verlagen erschienen. Zudem bearbeitete und veröffentlichte er Werke für die Gitarre des irischen Komponisten Turlough O’Carolan sowie anderer Komponisten.