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Charakter der Tonarten … Jeder Ton ist entweder gefärbt oder nicht gefärbt. Unschuld und Einfalt drückt man mit ungefärbten Tönen aus.Sanfte melancholische Gefühle mit b-Tönen; wilde und starke Leidenschaften mit Kreuztönen. C-Durist ganz rein. Sein Charakter heißt:Unschuld, Einfalt, Naivität, Kindersprache a-Mollfromme Weiblichkeit und Weichheit des Charakters F-DurGefälligkeit und Ruhe d-Mollschwermütige Weiblichkeit B-Durheitere Liebe, gutes Gewisse, Hoffnung,Hinsehnen nach einer besseren Welt g-MollMissvergnügen; Unbehaglichkeit, Groll, Unlust Es-Durder Ton der Liebe, der Andacht, des traulichen,Gesprächs mit Gott, durch seine drei b dieheilige Trias ausdrückend c-MollLiebeserklärung und zugleich Klage der unglücklichen Liebe.Schmachten; Sehnen; Seufzen der liebetrunkenen Seele liegtin diesem Tone. As-DurTod, Gericht, Ewigkeit liegen in seinem Umfange f-Molltiefe Schwermut, grabverlangende Sehnsucht Des-DurEin Ton, ausartend in Leid und Wonne. Lachen kann er nicht,aber lächeln; weinen kann er nicht, aber das Weinenahnen lassen. Man kann sonach nur seltene Charaktere undEmpfindungen in Diesen Ton verlegen. b-MollEin Sonderling, in das Gewand der Nacht gekleidet.Er ist etwas mürrisch und nimmt höchst selten eine gefälligeMiene an. Moquerien gegen Gott und die Welt; Mißvergnügenmit sich und allem hallen in diesem Ton. Ges-DurTriumph in der Schwierigkeit; freies Aufatmen aufüberstiegenen Hügeln; Nachklang einer Seele, die starkgerungen und endlich gesiegt hat - liegt in allen Applikaturendieses Tons. es-MollEmpfindungen der Bangigkeit des aller tiefsten Seelendrangs;der hinbrütenden Verzweiflung; der schwärzesten Schwermut,der düstersten Seelenverfassung. Jede Angst, jedes Zagen desschaudernden Herzens atmet aus dem grässlichen es-Moll. H-Durstark gefärbt, wilde Leidenschaften ankündend; aus dengrellsten Farben zusammengesetzt. Zorn, Wut, Eifersucht,Raserei, Verzweiflung und jeder Schrei des Herzensliegt in seinem Gebiete. gis-MollGriesgram, gepresstes Herz bis zum Ersticken; Jammerklage, dieim Doppelkreuz hinseufzt; schwerer Kampf; mit einem Wort,alles; was mühsam durchringt; ist dieses Tons Farbe E-DurLautes Aufjauchzen, lachende Freude und noch nicht ganzer,voller Genuss liegt in E-Dur. cis-MollBußklage, trauliche Unterredung mit Gott; dem Freunde;und der Gespielin des Lebens; Seufzer der unbefriedigtenFreundschaft und Liebe liegen in seinem Umkreis. A-DurDieser Ton enthält Erklärungen unschuldiger Liebe,Zufriedenheit über seinen Zustand; Hoffnung des Wiedersehensbeim Scheiden des Geliebten; jugendliche Heiterkeitund Gottesvertrauen. fis-MollEin finsterer Ton. Groll und Missvergnügen ist seine Sprache.Es scheint ihm ordentlich in seiner Lage nicht wohl zu sein:daher schmachtet er immer nach der Ruhe von A-Dur, odernach der triumphierenden Seligkeit von D-Dur hin. D-DurDer Ton des Triumphs; des Hallelujas, des Kriegsgeschreis,des Siegesjubels. Daher setzt man die einladendenSymphonien, die Märsche, Festtagsgesänge undhimmelaufjauchzenden Chöre in diesen Ton. h-MollIst gleichsam der Ton der Geduld, der stillen Erwartungseines Schicksals , und der Ergebung in die göttliche Fügung.Darum ist seine Klage so sanft; ohne jemals in beleidigendesMurren oder Wimmern auszubrechen . G-DurAlles Ländliche, idyllenmäßige; jede ruhige und befriedigteLeidenschaft; jeder zärtliche Dank für aufrichtigeFreundschaft und treue Liebe; - mit einem Worte, jede sanfteund ruhige Bewegung des Herzens lässt sich trefflich indiesem Tone ausdrücken. e-MollNaive, weibliche unschuldige Liebeserklärung, Klage ohneMurren; Seufzer von wenigen Tränen begleitet; nahe Hoffnungder reinsten in C-Dur sich auflösenden Seligkeit. Von diesemTone tritt man mit unaussprechlicher Anmut wieder in denGrundton C-Dur zurück, wo Herz und Ohr die vollkommensteBefriedigung finden. Christian Friedrich Daniel Schubart (1806)
Literatur zur Musik
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