Ständchen auf der Mandoline

 

Mattes Sternenlicht

Durch die Wolken bricht,

Bleicher Mondenschein

Webt um Busch und Hain.

 

Komm aus deinem Haus,

Liebchen, schnell heraus,

Daß ich sehe dich

Und du küssest mich.

 

Hier auf stiller Flur

Folgt uns keine Spur,

Nur im Zauberglanz

Schaust du Elfentanz.

 

Schon mein tönend Lied

Wecket Blum’ und Ried;

Wach’ aus deiner Ruh’,

Süßes Lieb auch du.

 

Heiß mein Busen brennt,

Weil wir sind getrennt,

Und mein junges Blut

Wallt in Fieberglut.

 

Wache, Liebchen, auf!

Schlag’ die Augen auf!

Leuchte diese Nacht

Mir mit ihrer Pracht!

 

Eile, eil’ herbei!

Klingklang, ein, Zwei, drei!

Meines Lebens Zier,

Eile, eil’ zu mir.

 

Da — das Fenster, klein,

Hellt der Kerze Schein;

Nun die Thüre knarrt

Und ihr Füßchen scharrt. —

 

Liebchen, welche Nacht!

Folge, leise, sacht,

Mir zum Liebestraum

Untern Mandelbaum.

 

Otto Weddigen

Aus der Sammlung „Lieder“

Literatur

um die

Mandoline